„Vong“-Erfinder Sebastian Zwarel alias „Willy Nachdenklich“ kommt in die Darmstädter Centralstation
Von Constantin Lummitsch
Editor Desk VRM zentral
Sebastian Zawrel in der Maske seiner Kunstfigur Willy Nachdenklich. Foto: Sebastian Zawrel
( Foto: Sebastian Zawrel)
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DARMSTADT - Dank des sozialen Netzwerks Facebook ist aus dem heute 33 Jahre alten Amberger Großhandelskaufmann Sebastian Zawrel im Frühjahr 2015 die erfolgreiche Kunstfigur Willy Nachdenklich geworden. 364 000 Menschen haben seine Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ abonniert. Dort postet er Fotos mit bewusst falsch geschriebenen Mottosprüchen wie „Das Wetter ist schön vong Sonne her“.
Bestseller in Jugendsprache
Am Mittwoch, 14. Februar, liest Zawrel in der Darmstädter Centralstation aus seiner Kurzgeschichtensammlung „1 gutes Buch vong Humor her“. Zwarel spielt darin wie auf Facebook mit der sogenannten „Vong“-Sprache. Dieser Jugend-Slang, der Wortschöpfungen und fehlerhafte Sprache oder Grammatik verbindet, wird vor allem in den sozialen Medien geschätzt. Zwei Beispiele: Die als Zahl geschriebene 1 steht in Vong für den unbestimmten Artikel „ein/eine“, „mit Bilder“ bei Zwarel für „bebildert“.
Die Jury des Langenscheidt-Verlages wählte im November 2017 die von Zawrel inflationär verwendete „Vong“-Schöpfung „I bims“ (für: „Ich bin es“) zum Jugendwort des Jahres. Mittlerweile wirbt sogar die Sparkasse mit „Vong“-Sprache“, auch eine Bibelübersetzung hat es im vergangenen Jahr auf Platz sieben der Spiegel-Bestsellerliste geschafft.
Zawrels Kurzgeschichten sind aber mehr als eine bloße Langform seiner Online-Blödel-Aphorismen. Sie leben von der Verhöhnung ihrer Figuren, sie spielen mit der Lust des Publikums auf den Tritt nach unten. Wobei der Mann, der auf Kosten schlecht Alphabetisierter seine Witze reißt, sich dabei hinter einer Maske versteckt. Die zwingt zur Betrachtung, wirkt jedoch nicht nachdenklich: Mit falschem Schnurrbart, Riesennase aus Plastik und struppigen Theo-Waigel-Augenbrauen sieht er wie eine Groucho-Marx-Parodie aus.