Sprache unter der Lupe: Woher kommen die närrischen Begriffe?
Von Lutz Kuntzsch
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WIESBADEN - Seit vergangener Woche wissen wir sicher, dass RMCC kein neuer Carnevalclub ist, sondern eine Abkürzung für das neue Rhein-Main-Congress-Center. Sind Sie trotzdem in Karnevalsstimmung? Der Gipfel der närrischen Zeit wird in diesen Tagen erreicht und am Aschermittwoch ist alles vorbei. Aber warum nennen wir das Ende der fünften Jahreszeit Fastnacht, Fasnacht oder Fassenacht, anderswo auch Fasching oder Carneval/Karneval?
Die Fastnacht umfasst die letzten sechs Tage vom Donnerstag, der Weiberfastnacht, bis zum Aschermittwoch und der dann beginnenden Fastenzeit. Die (Wort-)Nähe von Fast(en)nacht und Fastenzeit ist klar zu sehen. Fastnacht wurde im 12./13. Jahrhundert als altes Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest gefeiert. Das Wort Fastnacht stammt aus dieser Zeit. Es geht auf das mittelhochdeutsche vas(e)nacht oder die bis heute erhaltene Variante vastnaht zurück.
Woher das Wort Fasching kam, ist nicht sicher zu ergründen. Es kann ebenfalls auf vaschanc, vastschang zurückgehen und damit eigentlich das Ausschenken des Fastentrunks bedeuten. So schließt sich der Kreis. Ebenso wie beim (Wort) Karneval.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.
Hat man Konfetti früher gegessen?
Sind Sie Südamerika-Fan? Auch wenn nicht, ist Ihnen doch sicher das Chili con carne bekannt. Diese Speise mit Fleisch. Und beim Fasten bekanntlich ohne. Deshalb liegt vielleicht eine ältere Form zugrunde: mittellateinisch carne levare = Fleisch vorbei. Also wieder die Fastenzeit. Im Veggie-Zeitalter sehr aktuell. Aber vorher wird noch kräftig gefeiert und gegessen: Berliner, Kreppel, Krapfen, Pfannkuchen, ganz gleich: Es ist immer das Runde, Zuckrige mit oder ohne Marmelade – oder, wie in einigen Teilen Deutschlands, auch manchmal mit Senf. Kaum zu glauben: Dafür gibt es über 20 Bezeichnungen im deutschen Sprachraum – bunt wie Konfetti. Das wiederum geht auf das Italienische confetto = Bonbon, Konfekt zurück.
Hat man das Konfetti früher gegessen? Das Ursprüngliche schon, denn so hießen die Bonbons (auch Kamellen), die beim Karneval in die Menge geworfen und später durch bunte Papierschnitzel ersetzt wurden.
Nun sind Sie sprachlich gut gerüstet für Helau, Stimmung, Konfetti und gute Laune!