„Sprache unter der Lupe“: Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht – am Rhein und anderswo
Von Andrea-Eva Ewels
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WIESBADEN - Erhöhte Pegelstände erlebten wir in den letzten Tagen und Wochen mancherorts. Auch an den Flüssen, da stand das Wasser nun schon höher als üblich – und uns mitunter auch bis zum Hals.
Woher kommt diese Redewendung eigentlich, die ja auch im übertragenen Sinne angewandt wird? In Wörterbüchern findet sich zur Herkunft recht wenig, wahrscheinlich weil sich der Ausspruch mit einer gewissen lebenspraktischen Erfahrung selbst erklärt: Das „Wasser steht jemandem bis zum Hals, auch bis an die Kehle“ drückt eine Gefahr aus, die, wenn das Wasser direkt oder bildlich weiter steigt, Körper und Geist zerstören kann. Kennen Sie das, in übertragener Bedeutung, wenn jemand in hohen Schulden steckt oder in anderen großen Schwierigkeiten? Die Wörter Hals und Wasser werden als uns nahestehende Dinge oft in Redensarten verwendet. Zu unserem Thema passend: jemandem den Hals kosten, den Hals aus der Schlinge ziehen oder sich über Wasser halten. Und etwas fällt ins Wasser – wie ein Besuch in einem Restaurant auf oder an einem Fluss bei Hochwasser, also hohen Pegelständen. So neulich passiert mit der „Schwabbel“, dem Restaurantschiff mit dem vieldeutigen, schönen hessischen Namen: Das Wasser und der Wein schwabbeln (schwappen, fließen) und die Gäste schwabbeln (trinken einen, schwanken, wenn der innere Pegelstand zu hoch ist).
Das Restaurantboot war am Wallufer Rheinufer nicht mehr per Steg zu erreichen, aber ist zum Glück nicht weggeschwommen oder weggeschwabbelt. Hier wollte niemand den anderen Wasser in den Wein gießen, also jemandem etwas vormachen oder ihm schaden. Die Natur hat eigene Gesetze.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.
Und die Folgen können mitunter schlimm sein. Wie die Jahrhundertfluten und Flutkatastrophen der vergangenen Jahre an Elbe, Mosel, Rhein und anderen Flüssen zeigten. Flussbettbegradigungen und Hochwassersicherungsanlagen sollen künftiges Unheil von uns fernhalten und dafür sorgen, dass uns das Wasser nur so hoch steht, wie wir es wünschen.