Sprache unter der Lupe: Österliche Eiersuche – oder doch Sondierung?
Von Lutz Kuntzsch
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WIESBADEN - „Suchet, so werdet ihr finden“: Regierungen und Ostereier. Und überirdische Dinge beim Evangelisten Matthäus (7,7). Dieser Spruch hat es mit Abwandlungen in die Alltagssprache geschafft. Er gewinnt gerade in der Karwoche („Kar-“ für Trauer, Wehklage) zur Osterzeit an Popularität. Sondieren und suchen – manchmal geht beides in einer Situation, manchmal nicht. Das Verb sondieren geht zurück auf das französische Verb sonder, und das auf sonde (Sonde); beides wurde ins Deutsche entlehnt. Sondieren bedeutet „etwas [vorsichtig] erkunden, um sein eigenes Verhalten der Situation anpassen zu können. Also bei Regierungen und weniger bei Ostereiern. In zweiter Bedeutung wird mithilfe einer Sonde eine Untersuchung durchgeführt, z. B. in der Medizin oder im Seewesen, um die Wassertiefe zu messen oder ein Gut zu finden. Selten Eier, die sucht (vom mittelhochdeutschen suochen – ursprünglich vom nachspürenden Jagdhund) man dort, wo sie der Hase versteckt. Das Wort „Ei“ ist schon seit dem Althochdeutschen das „ei“ – im Ursprung das vom Vogel (lateinisch avis) Gelegte, das zu ihm Gehörende. Das ist nachvollziehbar, aber was war zuerst – der Vogel oder das Ei? Das Ei ist wohl immer oval, wie bei dem Nürnberger Ei, der Taschenuhr in dieser Form. Bei einer Eierei läuft es daher selten rund. Einen wahrhaften Eiertanz gibt es in Wiesbaden mit den Eiern der Nilgänse. Ein anderes und so genanntes „Spiegelei“ ist in Hessen vor Kurzem verschwunden: das langjährige Logo der Lufthansa, der blaue Kranich auf gelbem Grund. Im Frühling geben sich viele wie aus dem Ei gepellt. Und mancher übertreibt, hat also „ein Ei uffm Kopp“. Die eierlegende Wollmilchsau ist etwas, was fast alles kann, das werden die Sozialdemokraten im Ergebnis ihrer Sondierungsverhandlungen auf ihrem Parteitag im RMCC nicht schaffen. Alles kostet eine Menge Eier, also viel Geld.
Das Ei des Kolumbus, eine vermeintlich einfache Lösung, wird es nicht geben. Also heißt es: Sondieren und nach Lösungen suchen – ei, ei, ei.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.