Die 50. Dichterschlacht in der Darmstädter Centralstation am Freitag wird die letzte sein
Von Constantin Lummitsch
Editor Desk VRM zentral
Ende einer Ära: Der Verein Dichterschlacht lädt am Freitag zu seinem letzten Poetry-Slam in der Darmstädter Centralstation ein. Ab März soll es dort aber in der neuen Reihe „Darmstädter Dichterschlacht“mit Moderator Lars Ruppel (kleines Bild) weitergehen. Fotos: Centralstation/Lars Ruppel
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DARMSTADT - Die 50. Dichterschlacht in der Darmstädter Centralstation an diesem Freitag wird auch die letzte sein – obwohl sie jetzt schon ausverkauft ist. Das haben die ehrenamtlichen Veranstalter – Oliver Gaußmann und seine Vereinsfreunde von „Dichterschlacht e.V.“ – beschlossen, denn nach 17 Jahren haben sie keine Lust mehr.
Auch ihr Verein wird sich auflösen: Neben den Poetry-Slams in der Centralstation haben sie über 100 weitere Veranstaltungen organisiert, unter anderem im Schlosskeller. „Die Luft ist raus“, sagt der 50 Jahre alte Gaußmann. Der pädagogische Leiter an einer Gesamtschule möchte nun neue Projekte beginnen. „Dabei geht es um die Politisierung von Jugendlichen“, verrät er.
Meike Heinigk, Geschäftsführerin der Centralstation Veranstaltungsgesellschaft, will aber – nun unter dem Namen „Darmstädter Dichterschlacht“ – weiterhin Slams in ihrem Haus anbieten. Man übernehme selbst die Rolle des Veranstalters, sagt sie. „Ich möchte mehr Slams machen, drei bis fünf pro Jahr.“ Beim Ablauf der Shows wird sich dabei einiges ändern. Statt acht Teilnehmern sollen zukünftig nur noch sechs auf der Bühne stehen. Ihre Redezeit wird aber nicht mehr auf sieben Minuten begrenzt. Stattdessen soll etablierten und erfolgreichen Slam-Poeten mehr Zeit für eine Art „Best-Of“ gegeben werden. „Es wird auch etwas teurer, ein bis eineinhalb Euro“, sagt Heinigk. Bisher seien die Slams grenzwertig finanziert worden.
Ende einer Ära: Der Verein Dichterschlacht lädt am Freitag zu seinem letzten Poetry-Slam in der Darmstädter Centralstation ein. Ab März soll es dort aber in der neuen Reihe „Darmstädter Dichterschlacht“mit Moderator Lars Ruppel (kleines Bild) weitergehen. Fotos: Centralstation/Lars Ruppel Foto:
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Die Moderation der Veranstaltungen übernimmt der preisgekrönte Slammer Lars Ruppel aus Berlin, der auch die letzte Dichterschlacht der alten Reihe führen wird. „Ruppel ist bereits für die nächsten drei Gigs gebucht“, sagt Heinigk. Der Berliner ist in Darmstadt ein alter Bekannter. Etliche Male hat er die Dichterschlachten schon als Gastmoderator geleitet.
Am 23. März führt Ruppel dann durch den ersten Poetry-Slam im neuen Format. Der 32-jährige möchte in Absprache mit der Centralstation weitere Regeln der Veranstaltung ändern. Etwa bei der Bewertung der Künstler: Bisher kürte das Publikum den Sieger. Die Zuschauer warfen dazu Dichtungsringe in Bierkrüge, die als Wahlurnen dienten. Damit soll Schluss sein. Bald übernimmt die Wertung eine zehnköpfige Jury, die Ruppel zu Beginn der Veranstaltung aus dem Publikum wählt. Diese Jury wird wie bei Sportveranstaltungen mit Zähltafeln die Auftritte bewerten. „Das ist deutschlandweiter Standard bei Slams“, sagt Ruppel.
SO GEHT´S WEITER
Der erste Poetry-Slam unter neuer Federführung ist am Freitag, 23. März, in der Centralstation. Beginn ist um 20 Uhr, der Einlass um 19 Uhr. Die Halle ist unbestuhlt.
Tickets gibt es ab 10,90 Euro im Vorverkauf und 12 Euro an der Abendkasse. Schwerbehinderte zahlen 6,24 Euro. Das Ticket gilt im gesamten RMV-Gebiet als Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt.
Der Slam am 19. Januar ist bereits ausverkauft. (clu)
Der neue Moderator findet die Reduzierung der Teilnehmerzahl sinnvoll. „Mehr Qualität tut der Dichterschlacht gut“, sagt er. „Ich möchte mehr Slam-Poetry statt Poetry-Slams.“ Deshalb wird auch die Wildcard verschwinden, die es Zuschauern bislang als eine Art Freifahrtschein ermöglichte, spontan auf der Poetenbühne aufzutreten. Für Anfänger gebe es immer noch genug Orte, um sich auszuprobieren, sagt Ruppel, und nennt als Beispiel den Darmstädter Krone-Slam.
Betrachtet man nur die Zuschauerzahlen als Kriterium für den Erfolg der bisherigen Veranstaltungsreihe, gibt es keinen dringenden Grund für Neuerungen. „Fast alle Slams waren ausverkauft“, sagt Heinigk, die die Auflösung des Vereins schade findet. „Aber das sind eben alles Ehrenamtler. Sie mussten die Organisation neben dem Beruf stemmen. Das ist ganz schön viel“, sagt sie.
Oliver Gaußmann und seine Vereinsfreunde gehen nicht im Bösen, auch die neuen Regeln stören ihn nicht. „Jetzt ist einfach ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Ich will den Jungen Platz machen, irgendwann ist es eben genug“, sagt er. „Und es wäre blöd, wenn ein Alter motzt: Früher haben wir das aber anders gemacht! Ich weiß, dass die Neuen das ganz toll machen werden.“