Der ESC ist mehr als ein Gesangswettbewerb

Die georgische Band Stefane & 3G hatte sich vom ESC 2009 zurückgezogen, da sie ihr Lied nicht aufführen durfte. Der Song "We Don't Wanna Put In" klingt gesungen wie "Wir wollen Putin nicht" und wurde als zu politisch eingestuft. Foto: dpa

Vor dem Finale in Turin haben wir sieben Fakten rund um den Eurovision Song Contest für Sie gesammelt.

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TURIN. Wenn am Samstag das Finale des 66. Eurovision Song Contests (ESC) unter dem Motto "The Sound of Beauty" im PalaOlimpico in Turin startet, werden wieder zahlreiche Geschichten geschrieben. Manche ziehen womöglich in den Kanon des ESC ein und werden noch in vielen Jahren immer wieder hervorgeholt. Andere wiederum werden schnell vergessen sein. Dabei sind es häufig die kleinen Geschichten, die den Wettbewerb für die vielen Fans weltweit so spannend, außergewöhnlich und liebenswert machen. Wir haben sieben Fakten herausgesucht, mit denen Sie bei der nächsten Eurovision-Party garantiert glänzen können.

Der Wettbewerb muss nicht im Land des Vorjahressiegers stattfinden

In diesem Jahr trägt Italien den Eurovision Song Contest aus, nachdem die Band Måneskin den Wettbewerb im Vorjahr mit ihrem Lied "Zitti e buoni" in den Niederlanden gewonnen hatte. Für das Siegerland ist es jedoch in keinster Weise verpflichtend, den ESC im darauffolgenden Jahr auszutragen. Sollte etwa die Ukraine, die in diesem Jahr zu den Favoriten gehört, gewinnen und den Wettbewerb im kommenden Jahr nicht austragen können, wird es eine Ausschreibung unter den Mitgliedern der Europäischen Rundfunkunion (EBU) geben.

Deutschland ist nicht wegen des Geldes immer bereits für das Finale qualifiziert

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Alle Teilnehmerländer müssen eine Gebühr zahlen. Diese richtet sich zum einen an den Einwohnerzahlen der Länder, zum anderen daran, wie häufig das jeweilige Land EBU-Programme wie Nachrichtenbilder nutzt. Beim Eurovision Song Contest 2021 hat Deutschland etwa eine Startgebühr von 396 452 Euro gezahlt. Somit ist auch der Mythos widerlegt, dass die "Big 5" bestehend aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien, die schon vorab für das große Finale qualifiziert sind, des Geldes wegen immer im Finale stehen. Entscheidend ist die Größe des Markts. Denn wenn etwa Deutschland nicht im Finale wäre, würden auf einen Schlag 80 Millionen potenzielle Zuschauer wegbrechen. Erfahrungen zeigen nämlich, dass, wenn das eigene Land nicht im Finale ist, dort sehr viel weniger Menschen zuschauen.

Der ESC ist nicht live

Im Schnitt haben insgesamt 183 Millionen Zuschauer die drei Liveshows des ESC 2021 gesehen. Doch zu 100 Prozent live dabei war nur das Publikum in Rotterdam. Denn der ESC wird immer mit 15 Sekunden Verzögerung ausgestrahlt - für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Im Notfall, zum Beispiel bei einem Stromausfall, ist dann nämlich noch genug Zeit, um auf die Aufzeichnung der Generalprobe umzuschalten, die in der Regie immer parallel mitläuft. Doch das Umschalten auf die Aufzeichnung klappt nicht immer. Beim Auftritt der britischen Sängerin SuRie im Jahr 2018 etwa ist ein Mann auf die Bühne gerannt und hat ihr das Mikrofon entrissen. Zu sehen für alle Zuschauer weltweit.

ESC: Mehr als nur Europa

Wenn wir schon bei den Teilnehmerländern sind: Teilnahmeberechtigt am Eurovision Song Contest sind alle Länder, die Mitglied der Europäischen Rundfunkunion sind. Mitglieder der EBU sind neben den meisten europäischen Ländern auch einige nichteuropäische Staaten wie Ägypten, Algerien und Tunesien. Und auch der Papst könnte theoretisch dabei sein, denn auch der Vatikanstaat ist Mitglied der EBU und könnte einen Teilnehmer entsenden. Als sogenanntes assoziiertes EBU-Mitglied wurde außerdem für das ESC-verrückte Australien quasi eine Sonderregelung geschaffen.

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Der ESC ist erst einmal ausgefallen

Der Eurovision Song Contest ist erst ein einziges Mal ausgefallen. Der Grund - wie könnte es anders sein - natürlich Corona. 2019 hatte der Niederländer Duncan Laurance den Wettbewerb mit "Arcade" für sich entschieden. Nach der Absage 2020 konnte der ESC dann mit einem Jahr Verspätung wie geplant in Rotterdam stattfinden.

Singen in eigener Landessprache war zunächst nicht verpflichtend

Immer mal wieder werden Stimmen laut, dass beim Eurovision Song Contest die Teilnehmer in ihrer Landessprache singen sollen - "so wie früher". Doch als der Songcontest ins Leben gerufen wurde, war eine solche Regelung zunächst gar nicht vorgesehen. Denn es galt als selbstverständlich, dass man in seiner eigenen Landessprache singt. Erst als 1965 der Schwede Ingvar Wixell Schweden mit dem Song "Absent Friend" ohne Vorankündigung auf Englisch vertrat, hat die EBU die Regel aufgenommen, dass die Länder in Landessprache singen müssen. Von 1973 bis 1976 wurde diese Regel zwischenzeitlich aufgehoben, ehe sie dann 1999 endgültig gestrichen wurde.

Politik verboten

Der Eurovision Song Contest hat viele Regeln: auf der Bühne sind maximal sechs Personen erlaubt, Teilnehmer müssen mindestens 16 Jahre alt sein und Tiere sind verboten. Untersagt sind außerdem "Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur". Wie ernst es die EBU damit nimmt, zeigt der georgische Beitrag von 2009. Denn nach wochenlangen Protesten von russischer Seite gegen den georgischen Titel "We Don't Wanna Put In" - klingt gesungen wie "Wir wollen Putin nicht" - von Stefane & 3G und der Aufforderung, den Text zu ändern oder ein anderes Lied zu spielen, hat sich Georgien damals zurückgezogen.