"Bauwhat?"-Festival im Staatstheater Darmstadt eröffnet
Das Bauhaus war 14 Jahre lang ein Labor der Moderne. Für zwölf Tage soll diese Tradition nun neu belebt werden.
Von Stefan Benz
Kulturredaktion Darmstadt
Ein Dorf aus Buden ist vor dem Staatstheater entstanden: Das Zentrum des "Bauwhat?"-Festivals. Foto: Dirk Zengel
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DARMSTADT - Das Staatstheater gibt dem Bauhaus die volle Breitseite. Wer bisher glaubte, die Säulenfront rechts und links des Eingangsportals sei nur dazu da, schön, aber zweckfrei das schmale Dach zu tragen, erkennt in diesen Tagen die geheime Bestimmung dieser Architektur: Das Team vom Gestaltungskollektiv "Diese Studio" hat dort ein regelrechtes Budendorf mit "Diskurthek", "Problem-Casino" und Bar als Festivalzentrum hingezimmert. Anders als bei den Hessischen Theatertagen vor zwei Jahren wird der Rasen auf dem Büchnerplatz beim Festival "Bauwhat?" bis zum 29. Juni nun nicht leiden.
Alles vorbereitet also für eine stimmungsvolle Eröffnung am Donnerstag, doch dann kommt diese kleine Gemeinheit von ganz oben - und die Festivalleitung muss zeigen, wie flexibel sie ist. Eben noch ist der Himmel blau, doch Punkt 15 Uhr regnet es: Alle rein ins große Foyer! Nun, der Wetterbericht habe ja auch nur "vorwiegend sonnig" gelautet, kommentiert Intendant Karsten Wiegand süß-säuerlich.
Egal, ist der Himmel auch kurz grau, die Lieblingsfarbe von Bauhaus-Gründungsdirektor Walter Gropius sei doch eh bunt gewesen. Und im Übrigen wolle man in den kommenden Tagen nach seinem Bonmot verfahren: "Der menschliche Geist funktioniert wie ein Fallschirm - nur, wenn er offen ist."
Dem schließen sich Studenten mit ihrem Manifest an, das sie so vielstimmig zwischen den Zuhörern vortragen, dass man in der Kakofonie so gut wie nichts versteht - außer vielleicht den Schlusssatz: "In unserem Garten darf alles wachsen." In diesem Sinne soll das Festival mit Theater, Tanz, Performance und Workshops einer studentischen Summer School ein Zukunftslabor für zwölf Tage sein, wie es die Kunstschule in Weimar und Dessau 14 Jahre lang war. Viele Ausstellungen erinnern im 100. Jahr der Gründung landauf, landab daran, was das kunsthistorisch für die Moderne bedeutete.
In seinem kurzen Eröffnungsvortrag aber mahnt der Städtebau-Professor Kai Vöckler von der Offenbacher Hochschule für Gestaltung: "Das Bauhaus ist tot in dem Maße, in dem es museal und als Mythos betrachtet wird, es lebt aber als Vision mit enormem emanzipatorischen Potenzial."
Gefeiert wird das am Samstag, 22. Juni, mit dem Bauhaus-Fest am Festivalzentrum mit einer Lecture-Performance, Artistik, Aktionen von Theater Transit, einem Dada-Programm von Theaterlabor und einem Spektakel von Theater Antagon.