In Wiesbaden gründet sich ein neuer Verein. „Filmstadt Wiesbaden Netzwerk“ will die Film- und Medienbranche sowohl als Kulturträger wie Wirtschaftsfaktor bekannter machen und Kontakte knüpfen.
Von Viola Bolduan
„Kein geschlossener Zirkel“: Die Gründungsmitglieder des neuen Vereins wollen die Film- und Medienbranche sowohl als Kulturträger wie Wirtschaftsfaktor bekannter machen und Kontakte knüpfen. Foto: Filmstadt Wiesbaden Netzwerk
( Foto: Filmstadt Wiesbaden Netzwerk)
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WIESBADEN - Unzweifelhaft ist Wiesbaden eine Filmstadt. Das Gelände Unter den Eichen trumpft nicht nur mit langer Tradition, sondern beherbergt bis heute viele Unternehmen der Filmproduktion. Festivals im kommunalen Kino Caligari, Premieren im Murnau-Filmtheater sind von überregionalem Ruf. Und doch sei bisher die Arbeit der Film- und Medienbranche in Wiesbaden eher „unsichtbar“ geblieben, beklagt Dokumentarfilmerin Birgit-Karin Weber. Frühere Treffen der Filmschaffenden dümpelten vor sich hin und schließlich langsam aus. Kein Interesse? Das konnte doch nicht wahr sein!
Interesse an gemeinsamer Plattform war groß
2014 beauftragte deshalb die damalige Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz die frühere ZDF-Redakteurin Jutta Szostak, eine Umfrage in Wiesbadens Film- und Medienbranche zu starten. Und siehe da: Das Interesse an einer gemeinsamen Plattform war groß. Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern aus städtischen Institutionen, Filmproduktionsunternehmen und Freischaffenden fasste Wünsche und Ideen zusammen, diskutierte sie lange bis zum Entschluss, einen Verein zu gründen. Birgit-Karin Weber: „Wir wollten etwas auf die Beine stellen und dabei unabhängig bleiben.“ Der Verein steht jetzt auf den Beinen von 17 Gründungsmitgliedern und nennt sich „Filmstadt Wiesbaden Netzwerk“.
Birgit-Karin Weber, früher ZDF/3sat, seit 2012 freie Filmerin, Autorin und Produzentin in Wiesbaden, filmbegeistert seit früher Begegnung mit dem Filmclub an der Leibnizschule, gehört neben dem freiberuflichen Kameramann Rüdiger Kortz und Hochschul-Professor für Kommunikationsdesign Rüdiger Pichler zum geschäftsführenden Vorstand. „Wir drei fungieren gleichberechtigt, und wir sind drei, weil jeder von uns so oft unterwegs ist.“ Als Beisitzer wirken Vertreter aus Kultur- und Wirtschaftsdezernat mit. Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch Andrea Wink, langjährige Leiterin von „exground“ im Caligari. Während dort das Filmfestival vom 17. bis 26. November läuft, lädt Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel am 21. November zum „Wiesbadener Wirtschaftsdialog“, diesmal zum Thema „Film und Bewegtbild aus Wiesbaden“. Gelegenheit zu einer ersten Vorstellung des neuen Vereins. Ein erstes öffentliches Branchentreffen soll es im Rathaus am 5. Dezember geben, die erste Mitgliederversammlung Anfang des neuen Jahres.
„Wir sind kein geschlossener Zirkel“, erklärt Mitvorsitzende Weber, „unsere Struktur ist vorläufig, wir nehmen gern Anregungen für unsere Arbeit auf“.
In seiner Präambel platziert sich „Filmstadt Wiesbaden Netzwerk“ zwischen Kultur- und Wirtschaftsdezernat als die wichtigsten Partner. Film, so wird erklärt, sei zwar „grundsätzlich eine Kunstgattung“, die Gewerke des Berufsfelds aber, Unternehmen wie Selbstständige, müssten schon auch ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. „Wir arbeiten oft für einen Hungerlohn“, bestätigt Birgit-Karin Weber. Insofern möchte der Verein die Film- und Medienbranche sowohl als Kulturträger wie Wirtschaftsfaktor bekannter machen, auch branchenübergreifend Kontakte knüpfen und damit dem eigenen „Netzwerk“-Signal folgen. Noch gibt es für den jungen Verein viel zu tun, Homepage und Logo zu entwickeln, beispielsweise. Das sollte Medienschaffenden freilich nicht schwerfallen.