Tagsüber ist sie Daniela Adamek (Jonathan Perleth). Erzieherin, große Schwester, älteste Tochter, unglücklich. Und dann wird Daniela abends zum ersten Mal zu Daniel.
Rostock. Daniela fühlt sich schon lange als Mann, kann aber nicht offen so leben. Familiäre Probleme hindern sie an einem selbstbestimmten Leben. Ausgerechnet an diesem ersten Abend lernt Daniel in einem Club eine Frau kennen, die später tot aufgefunden wird. Und ausgerechnet sucht die Polizei den Mann, der mit der Toten am Abend im Club gesprochen hat. Für Daniel(a) beginnt ein Spießrutenlauf zwischen Familie, Polizei und eigener Identität.
Nein, keine Sorge – der neue „Polizeiruf 110” aus Rostock „Daniel A.“ ist mitnichten zu „woke“, zu progressiv oder zu gewollt. Er ist ein Porträt und trotzdem ein Krimi. Eine Sozialstudie und trotzdem gibt es eine Leiche. Und was dieser Film vor allem hat: einen ganz starken Hauptdarsteller, der selbst trans Mann ist (Jonathan Perleth), das so wichtige Rostocker Lokalkolorit und das Kommissars-Team um Katrin König (Anneke Kim Sarnau).
Es ist der erste Fall, in dem König und ihre neue Kollegin Melly Böwe (Lina Beckmann) offiziell gemeinsam ermitteln. Jaja, alle vermissen Sascha Bukow (Charly Hübner), aber das Schöne ist: Sie müssen es gar nicht. Beckmann hat mit Böwe die 180-Grad-Drehung gelungen hinbekommen. Sie ist all das, was Bukow nie war. Allein deshalb schaut man nie mit einem skeptischen Auge auf die neue Figur und fragt sich, ob sie gerade „gebukowt“ hat. Hat sie nicht, wird sie nie.
Die Chemie zwischen Böwe und König passt. Böwe holt König immer genau dort ab, wo diese es überhaupt nicht mag und doch braucht. Allein dieses Zusammenspiel macht Spaß und Vorfreude auf noch viel mehr, das dieses Team zu bieten hat.
Volker Thiesler (Josef Heynert) und Anton Pöschel (Andreas Guenther) orakeln derweil einen Zickenkrieg herbei, der jedoch ausbleibt, weil Böwe so herrlich fröhlich ist und sich durch die grummelige Kollegin überhaupt nicht aus dem Konzept bringen lässt.
Aber ganz klar: Die große Stärke des Films ist der Hauptdarsteller, ist das Drehbuch, das Benjamin Hessler geschrieben hat. Wir tauchen ein in die zerrissene Gefühlswelt des Daniel A., ohne dabei das Gefühl zu haben, etwas erzählt zu bekommen, das in keinen Rahmen passt. Es ist die EINE Geschichte, der EINE trans Mann auf der Suche nach seinem eigenen Leben, der droht, alles zu verlieren.
Wie immer: Rostock und der „Polizeiruf 110” – das ist großes Kino! Einschalten!
Das Erste zeigt den „Polizeiruf 110: Daniel A.“ am Sonntag, 19. Februar, um 20.15 Uhr.