Verschlungene Wege in eine andere Welt

Nikola Jaensch fächert mit ihren großformatigen Arbeiten, die collagenhaft auch mit Zeitungsausschnitten arbeiten, ganz neue Räume der Fantasie auf. Foto: hbz/Jörg Henkel
© hbz/Jörg Henkel

Die auch an der Mainzer Kunsthochschule wirkende Künstlerin Nikola Jaensch zeigt in der „Mainzer Kunst Galerie“ am Weihergarten komplexe und vielschichtige Collage-Arbeiten

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MAINZ. „Es sind Bilder, die sich anschleichen,“ sagt Christian-Friedrich Vahl zu den Werken der Mainzer Künstlerin Nikola Jaensch. Vahl und seine Frau haben den Kunstraum „Mainzer Kunst Galerie“ im Weihergarten beinahe unmerklich in eine neue Zukunft geführt. Nun zeigen sie, mit besonderem Stolz, die Künstlerin, die wie keine andere, so Vahl, die zeitgenössische Kunst in Mainz auf ihre ganz besondere Weise darstellt. Dass sie in Mainz keine Unbekannte ist, zeigt der Andrang der Besucher, die Nikola Jaensch alle persönlich zu kennen scheint.

Alter Abenteurer in merkwürdiger Wortbildung

Die in Würzburg geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Mainz und am Bodensee. Ihr bildnerisches Ausdrucksmittel ist die Freie Handzeichnung, meist in Verbindung mit einer komplexen Collage-Technik. Kulturdezernentin Marianne Grosse, die Jaensch schon seit Jahren kennt, sagt über das Werk der Künstlerin: „Ihre Welten erinnern an jene von ‚Alice im Wunderland‘, wo man hinter den Spiegeln durch eine zauberhafte verzauberte Welt wandert“.

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Nikola Jaensch verführt den Betrachter, berührt ihn und nimmt ihn mit in ihre Collagen, gebaut aus Fantasie und Zeitungsausschnitten oft in altertümlicher Schrift und merkwürdiger Wortbildung, wenn da etwa steht „Die Abendteuer des Entipekter Bräsig“. Die Fantasie setzt sich in Bewegung, und die Schnittmusterbögen auf dem nächsten Bild bewegen sich im Hintergrund verschlungen, formieren neue Wege und führen in neue Tiefen. Kunsthochschul-Direktor Martin Henatsch hat in dem Werk „Le jeu des yeux“ (das Spiel der Augen) ein Zitat gefunden, dass ihn bewegt. „Große Ideen für Infrastruktur und Logistik haben manchmal ganz kleine Vorbilder.“ Für Jaensch, die seit vielen Jahren an der Kunsthochschule Mainz Aktzeichnung unterrichtet, scheint dies der Schlüssel zu ihren versponnenen, erzählerischen, surrealen Werken zu sein, deren Infrastruktur und Logistik sich nun vermehrt in ihren Künstlerbüchern versammelt. Großformatig liegen sie auf Podesten, geblättert werden sie mit weißen Handschuhen, denn sie sind Unikate, in einer aufwendigen Mischtechnik hergestellt, ihren Bildern entsprechend.

Faszinierend an der Kunst der Nikola Jaensch ist die Farbigkeit der Werke, die so gar keine Rolle zu spielen scheint. Und doch ist das verhaltene Grau, das zarte Blau, das plötzliche Rot, zaghaft aber präsent. Und schaut man sich weiter um, dann schaut man in ein Selbstporträt. Die Künstlerin hält einen langen über den Boden schleifenden „Erzählstreifen“ in der Hand und schaut versonnen in die Gesichter, die sie so neugierig anschauen. Die Meisterin des Unergründlichen auf dem Weg zu neuen Horizonten.