Ruhepole in rasender Zeit: Schau mit Mainz-Holzschnitten
Ob Brücke, Kirche oder Chagall-Fenster: Patrick Hermann formt Mainzer Stadt-Motive mit den Mitteln des Holzschnitts. Derzeit zeigt die Galerie im Weihergarten einige seiner Werke.
Von Marianne Hoffmann
Patrick Hermann mit einigen seiner Holzschnitt-Arbeiten in der Galerie „Mainzer Kunst“.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - „Is this Popart?“ steht auf einem großformatigen, an eine Collage erinnernden Werk des Mainzer Künstlers Patrick Hermann, der erstmals eine große Übersichtsshow seines noch jungen Künstlerdaseins in den Räumen der Mainzer Kunst im Weihergarten präsentiert. Die Frage, ob das Werk Popart sei, gab er einfach an sein farbenfreudiges Werk zurück. Christian Vahl und seine Frau haben Patrick Hermann eher durch Zufall im Heimatmuseum in Kostheim entdeckt. Sie waren von dem knapp 20-jährigen und seinem Werk angetan und wollten gar nicht glauben, dass diese beeindruckenden Kunstwerke zu dem introvertierten jungen Mann gehörten, der unbemerkt neben ihnen stand.
Lichtstudien zu den Chagallfenstern
Schon früh stand für den begabten Nachwuchskünstler fest, dass es für ihn nur eine Zukunft als Künstler gab. Mit 16 Jahren sagten ihm seine Lehrer, dass man ihm nichts mehr beibringen könne. Für Patrick Hermann war klar, dass damit auch seine Schulzeit beendet war. Doch ein väterlicher Freund, Peter Gottron, den man aus der Mainzer Fastnacht kennt, hat ihm in einem Gespräch von Mann zu Mann das Abitur „wieder eingeredet“.
Frühe Zeichnungen sind feinfühlig und von hoher Perfektion, etwa wenn man die Bleistiftzeichnug von seiner Großmutter anschaut: Jede der feinen Falten sprechen von Liebe und Lebenserfahrung. Seine Kunstform heute ist der Holzdruck.
Viele Motive sind typische Mainz-Motive. Da gibt es die „Stadtlandschaft Mainz“ oder Kirchtürme und Brücken und Farbstudien, die nach dem Lichtstudium der Chagallfenster entstanden sind. Altstadt-Vorsteher Brian Huck freut sich, dass auch noch junge Menschen einen künstlerischen Blick auf Mainz werfen. Für Patrick Hermann ist das eine Selbstverständlichkeit, denn für ihn ist das eine Zeit des Innehaltens. Immer wieder fühlte er sich unter dem Eindruck der digitalen Welt gezwungen, so zu leben, wie er gar nicht leben will. „Viele Sachen gleichzeitig tun. Auf Anrufe reagieren, während er gerade am Sinnieren war. Weitergehen müssen, obwohl er anhalten will. Er fühlt sich nicht gestört, sondern abgelenkt,“ so Christian Vahl in seiner Einführung. Die Kunst gibt Patrick Hermann die Möglichkeit, sich seine Wirklichkeit zu bauen und seine eigene Wirklichkeit zu suchen. Sein Traum, so Patrick Hermann, wäre es, die Zeit anzuhalten und sie gleichzeitig weiterlaufen zu lassen.
Der Holzschnitt, der körperlich äußerst anstrengend ist, gibt ihm die Ruhe, die er sucht. Der erste Holzschnitt war ein Selbstporträt, viele weitere folgten. Den Holzschnitt verwendet er als Zeichen des Ruhens und des Stillstandes, die Farben als Expression. Er studierte nach dem Abitur Kunstgeschichte, und gerade hat er sich an der renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle beworben, die dafür bekannt ist, die besten Drucker aller Techniken auszubilden. Die letzten beiden Mainzer Stadtdrucker haben in Burg Giebichenstein studiert. Von diesem jungen Mann werden wir in der Zukunft sicherlich noch einiges hören.