In dem Barockbau, wo auch das Kulturdezernat untergebracht ist, zeigt das Museum rund 130 Ikonen vor hellrot leuchtenden Wänden.
Von Christian Huther
Lokalheilige aus verschiedenen Regionen.
(Foto: lumenphoto.de)
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FRANKFURT - Es ist ein Kleinod am Rand des Frankfurter Museumsufers, das mancher noch nicht kennt. Dabei wurde das Museum schon 1990 eröffnet. Es ist aber, fast etwas versteckt, im Deutschordenshaus nahe der Alten Brücke angesiedelt und bildet damit den östlichen Abschluss des Museumsufers. Weit ist es also nicht zum Museum Angewandte Kunst, dem es angegliedert ist. Jetzt hat das kleine Ikonenmuseum nach einjähriger Renovierung und einiger Umbauten (für 300 000 Euro) ab diesem Dienstag wieder geöffnet.
In dem Barockbau, wo auch das Kulturdezernat untergebracht ist, zeigt das Museum rund 130 Ikonen vor hellrot leuchtenden Wänden. „Die stark pigmentierte Farbe wirkt kräftig, lebendig und feierlich“, meint Museumschef Matthias Wagner K, „damit rücken die Ikonen in den Vordergrund, sie strahlen und schweben nahezu“. Tatsächlich erscheinen die Ikonen jetzt eher als „Fenster zum Himmel“, anders als zuvor bei der neutralen Architektur von Oswald Mathias Ungers, der den ehemaligen Speisesaal des Gebäudes in kubische, weiße Räume aufteilte.
Auch inhaltlich hat sich viel getan unter der seit anderthalb Jahren amtierenden Kuratorin Konstanze Runge, die mehr Wert auf verschiedenerlei Zugänge legt, vom rein ästhetischen Erleben über das Eintauchen in die Bildergeschichten über Maria, Jesus und die Heiligen bis zu Funktion und Gebrauch der Ikonen im alltäglichen Ritus der Kirchen. Anders als im Islam und im Judentum, die sich auf das Wort Gottes berufen, erlaubt die christlich-orthodoxe Kirche die Abbildung aller Heiligen. Im Zentrum des Museums steht also die Beziehung zwischen Mensch und Ikone. Die oft mit viel Gold verzierte Ikone gilt seit alters her als Bild gewordenes Wort Gottes, sie dient als Medium zwischen Gott und Gläubigen. Doch Runge sieht das Museum auch als Ort der Begegnung, gibt es doch allein in Frankfurt 14 christlich-orthodoxe Gemeinden, von äthiopischen über griechische bis zu russischen Kirchen. Die 49-jährige Religionswissenschaftlerin muss also auch Moderatorin sein.
Das Museum verdankt 800 Werke einer Stiftung des Herzspezialisten Jörgen Schmidt-Voigt, der in der Sowjetunion viel Prominente behandelte, auch Religionsführer. Die öffneten ihm die Augen für die Ikonen und ihre Bildsprache. Besonders interessierte sich der Sammler für Kunstwerke, die Krankheiten, Heilungen und anatomische Merkwürdigkeiten thematisierten. Das ausgefallenste Motiv seiner Sammlung ist eine dreihändige Muttergottes. Der Legende nach wurde dem heiligen Johannes von Damaskus um 730 die rechte Hand abgeschlagen. Doch sein Gebet vor einer Marienikone wurde erhört, der Armstumpf heilte wieder an. Als Dank stiftete Johannes der Ikone eine dritte, silberne Hand – ein bald sehr populäres Motiv. Heute hat das Museum seine Sammlung fast verdoppelt auf 1500 Werke, die neben Russland aus Äthiopien, Ägypten, Rumänien und Griechenland stammen und zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert entstanden.
Jetzt dient auch das Foyer als Teil der Dauerausstellung, wo Ursprung, Verbreitung, Bildsprache und Materialien der Ikonen vorgestellt werden. Insgesamt breitet sich das Museum auf 250 Quadratmetern aus. Damit hat es weniger Platz als das Recklinghäuser Museum von 1956, das die größte Ikonen-Sammlung außerhalb der orthodoxen Welt besitzt und als bedeutendstes Ikonenmuseum in Westeuropa gilt. Doch Frankfurts Kleinod ist allemal einen Besuch wert.