Das Deutsche Polen-Institut zeigt in Darmstadt Plakatkunst von Lex Drewinski
Von Johannes Breckner
Redaktionsleiter Bergsträßer Echo
Leben im Zeitalter der sozialen Netzwerke: Plakat von Lex Drewinski aus der Darmstädter Ausstellung. Foto: Deutsches Polen-Institut
( Foto: Deutsches Polen-Institut)
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DARMSTADT - Ein Haus ist ein Haus. Oder doch nicht? Das schlichte Exemplar auf dem Plakat von Lex Drewinski hat eine schwarze Dachhälfte, die wie ein schräger Seitenscheitel aussieht. Die drei Fenster gruppieren sich zu Auge, Auge, Schnurrbart, und fertig ist der Diktator, den der polnische Künstler zu einer Aufführung von George Taboris schwarzer Komödie „Mein Kampf“ gestaltet hat.
Einfache Zeichen, wenige Farben, klare Signale: Das ist der Baukasten, in den Drewinski greift. „Lex is more“ heißt die Ausstellung, die am 5. April im Deutschen Polen-Institut in Darmstadt eröffnet wird, angelehnt an „less is more“, weniger ist mehr. Oder, um die Selbstbeschreibung des Künstlers zu bemühen: „Keine Blumentöpfe und gemusterten Gardinen, um klare Aussichten nicht zu verdecken!“
Diese Aussichten erfassen die Gegenwart mal mit sanft ironischen, häufiger mit bissigen Kommentaren. Wie sich Diktaturen in der verklärenden Erinnerung vereinen, zeigt der Schriftzug „Nostalgia“, in dem sich Hammer und Sichel mit einem Hakenkreuz unter die Buchstaben gemogelt haben. Raffinierter ist ein Theaterplakat für die Aufführung von Knut Hamuns „Hunger“, das auch für die Verteilungsgerechtigkeit auf der Welt werben könnte – der dicke Bauch des einen ist aus dem Körper des anderen herausgeschnitten.
WANN UND WO
Zur Eröffnung von „Lex is more“ am Donnerstag, 5. April, um 19 Uhr ist der Künstler anwesend. Danach ist die Ausstellung bis 25. Mai im Deutschen Polen-Institut im Darmstädter Schloss (Zugang über die Brücke vom Karolinenplatz aus) zu sehen.
Die Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10 bis 17, Freitag 10 bis 13 Uhr. (job)
Man mag diese Bildsprache für simpel oder vereinfachend halten. Aber das Wesen des Plakats ist ja nicht die differenzierte Diskussion, sondern die auf einen Blick erkennbare, unmissverständliche Botschaft. Nur manchmal schleicht sich ein vertrackter Witz ein, wenn Drewinski mit deutsch-polnischen Stereotypen spielt. „Nach Polen und zurück“ heißt ein Plakat, in dem ein Paar bei der Rückreise sein Auto eingebüßt hat.
Drewinski entstammt der polnischen Plakattradition, die mit ihrer künstlerisch verstandenen Gebrauchsgrafik auch im kommunistischen Polen verhalten subversive Signale senden konnten. Für die Klarheit seiner Bildsprache hat der 1951 geborene Künstler sehr viele Auszeichnungen erhalten, die ersten noch in Polen, wo er Plakate für ein Filmstudio entwarf und in der Trickfilmproduktion arbeitete. Mitte der achtziger Jahre emigrierte er nach Westberlin, übernahm 1992 einen Lehrstuhl für Grafik-Design in Potsdam, pendelt inzwischen regelmäßig nach Stettin, wo er ebenfalls unterrichtet.
Oft spielt Drewinski mit der Wirkung, die bekannte grafische Motive in einem überraschenden Kontext haben. Manchmal genügen winzige Veränderungen wie auf der Silhouette einer Kirche: Mit seinen Augenschlitzen sieht der spitze Turm aus wie eine Ku-Klux-Klan-Kapuze.