Ausstellung Darmstädter Typografie von Gudrun Zapf von Hesse
Von Johannes Breckner
Redaktionsleiter Bergsträßer Echo
Die Antiqua war der erste Schriftentwurf von Gudrun Zapf von Hesse – und hat ihre Eleganz bis heute bewahrt. Foto: Intef
( Foto: Intef)
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DARMSTADT - Wie kam Gudrun Zapf von Hesse bloß auf den braunen Fuchs? „A quick brown fox jumps over the lazy dog“, steht auf einem ihrer Blätter. Klare Sache, Typografen kennen diesen Satz, denn in ihm kommen alle Buchstaben des Alphabets vor. Und Buchstaben sind die Welt dieser Künstlerin, die mit vielen der von ihr entworfenen Schriften im Alltag präsenter ist, als die allermeisten Menschen das ahnen.
Anfang dieses Jahres ist Gudrun Zapf von Hesse hundert Jahre alt geworden. Für die Ausstellung aus diesem Anlass, die das Institut für neue technische Form (Intef) zeigt, hat sie nicht nur ihr Archiv geöffnet, sondern auch aktiv an der Vorbereitung mitgewirkt. Dem Gestalter Christof Gassner ist es gelungen, die Essenz und Vielfalt ihres Werkes zu präsentieren; eine schöne Gelegenheit, das Intef in seinen neuen Räumen zu betrachten, in denen vor allem die öffentliche Design-Bibliothek sehr einladend wirkt.
Schönheit des Buches abseits vom Text
Die Ausstellung zeigt, wie fein Kunst und verschiedene Handwerke ineinandergreifen. Gudrun Zapf von Hesse kommt vom Buchbinderhandwerk, in dem sie 1940 ihre Meisterprüfung ablegte. Und wenn man die Bände aus der Trajanus-Presse sieht, die Anfang der fünfziger Jahre in Frankfurt entstanden, erinnert man sich an die Schönheit, die ein Buch ganz abseits vom Text haben kann.
WANN UND WO
Bis 15. April im Institut für neue technische Form in Darmstadt, Friedensplatz 11 (ehemaliges „Waben“). Geöffnet Dienstag bis Samstag 11 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 13 Uhr.
Das Werk, das hier in einem kleinen, aber aussagestarken Querschnitt besichtigt werden kann, setzt auf staunenswerte Weise nicht nur Kunst und Handwerk in spannungsvolle Beziehung zueinander, sondern auch Buchstabe und Schrift, Wort und Gedanken. Eine gute Typografie, eine schöne Schrift lenkt die Aufmerksamkeit auf den Text und würdigt seinen Sinn. Natürlich könnte man mit der Antiqua, die zum 100. Geburtstag ihrer Schöpferin auch digitalisiert wurde, auch hässliche Sachen schreiben. Aber passen würde es nicht.
Die Ausstellung führt vom Wort zur Gestaltung, wenn auf frei gestalteten Blättern die Künstlerin Zitate oder Begriffe künstlerisch in Szene setzt. Und umgekehrt führt sie von der Gestaltung zum Wort, wenn die kunstvolle Handschrift die Aufmerksamkeit lenkt beispielsweise auf den überraschend langen Eid des Hippokrates. Und nebenbei erzählt die Ausstellung auch davon, wie sich die kunstvoll gestaltete Type vom Wortsinn emanzipieren kann: Auf einem schmalen Hochformat hat Gudrun Zapf von Hesse die einzelnen Buchstaben eines Schriftentwurfes frei angeordnet. Die Suche nach dem Wortsinn führt in die Irre. Aber der ästhetische Reiz ist außerordentlich.