Magische Songs über die Liebe

Maria de Val und Roland Scandella ergänzen sich auf der Bühne perfekt. Foto: Dirk Janowitz
WIESBADEN - Im Sommer waren sie mit Calexico auf Tour – und haben es dabei im Wiesbadener Schlachthof geschafft, das Publikum als Vorprogramm-Band völlig in ihren Bann zu ziehen. Dass sie das auch über einen ganzen Konzertabend hinweg können, wollen Me + Marie jetzt auf ihrer „Double Purpose“-Tour beweisen, die sie am 12. Dezember erneut nach Wiesbaden führen wird. Aber wer verbirgt sich eigentlich hinter dem Duo, das scheinbar gerade am Durchstarten ist?
Me + Marie, das sind mit Maria de Val und Roland Scandella zwei Musiker, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Beide sind Perfektionisten an ihren Instrumenten und haben bereits in Kindertagen ihre Herzen an die Musik verloren. Maria de Val stammt aus den Dolomiten und beginnt als Siebenjährige mit dem Klavierspielen. Mit 16 steigt sie aufs Schlagzeug um und studiert Jazz-Schlagzeug in Österreich. Als Mitglied der Band von Hubert von Goisern ist sie von 2007 bis 2009 in halb Europa auf Gastspielreise. Danach singt sie mit der Folkband Ganes in ihrer Muttersprache (fast) ausschließlich auf ladinisch.
Erstes Schlagzeug aus Farbeimern gebastelt
Roland Scandella wächst im Engadin auf und bringt sich im Alter von zehn Jahren selbst das Schlagzeugspielen bei. „Mein Großvater war Anstreicher und so habe ich mir mein erstes Schlagzeug aus Farbeimern zusammengebastelt“, schmunzelt er. Mit 15 will der Autodidakt eigene Songs schreiben und entdeckt die Gitarre für sich. Scandella spielt in einigen Rockbands und arbeitet als Musik-Redakteur beim Radio. 2011 kreuzen sich ihre Wege, als Maria de Val auf Promotion-Tour für Ganes ist. Der Gitarrist arbeitet zu der Zeit an seinem Soloalbum „Cha da Fö“ und fragt de Val, ob sie an dem Werk mitwirken möchte. Sehr schnell merken sie, dass nicht nur die musikalische Chemie zwischen ihnen stimmt, und sie beschließen, eine Band zu gründen.
Das ist die Geburtsstunde von Me + Marie. Auf ihrem Debütalbum „One Eyed Love“ (2016) finden sich minimalistisch arrangierte Rock- und Popsongs, teilweise mit schroffen Gitarrenriffs und Soli. Das zweite Album „Double Purpose“ erscheint im Juni 2018. „Wir haben unseren Sound weiterentwickelt und spielen darauf teils opulente Rocknummern, die in ihren Arrangements ausgefeilter sind“, sagt Scandella. Aber in eine Schublade lassen sie sich nicht stecken.
„Wir kommen ja aus total unterschiedlichen musikalischen Genres und es kommt häufig vor, dass beim Komponieren so richtig die Fetzen fliegen“, erzählt de Val mit einem verschmitzten Lächeln. „Am Ende nehmen wir nur das auf, was uns beiden zu 100 Prozent gefällt“, ergänzt Scandella. „Einen Teil unseres aktuellen Albums haben wir auf einer Almhütte geschrieben“, fährt der Gitarrist fort. Nach langen gemeinsamen Spaziergängen und Holzhacken sind elf gefühlvolle Songs über die ewigen Tücken der Liebe entstanden. Die gegensätzlichen Persönlichkeiten des Duos spiegeln sich in den Stücken wider: Skizze und Hymne, Rausch und Romantik, Zustimmung und Widerspruch.
„Das Eine gibt es nicht ohne das Andere: keine Romantik ohne die Lust an Zerstörung, keine leidenschaftliche Nacht ohne erbitterten Streit, keine ausschweifende Fantasie ohne die gemeine wirkliche Welt“, ergänzt de Val. Me + Marie verschmelzen diese vermeintlichen Gegensätze in den Songs perfekt miteinander. Und wenn sich die beiden auf der Bühne anstrahlen, dann spüren auch die Fans die Magie, die Marie und Roland verbindet.