Freitag,
27.04.2018 - 01:00
2 min
Sprache unter der Lupe: Die Herkunft des Städtenamens Wiesbaden
Von Lutz Kuntzsch

( Foto: )
WIESBADEN - Das Bad in den Wiesen – da können Sie sehn, wie s’ baden. Gäste sind oft erstaunt: Es dampft aus den Gullys und sprachlich deutet einiges auf eine Besonderheit hin: Bäckerbrunnen, Quellenviertel, Warmer Damm. Und der Stadtname Wiesbaden. Woher kommt er? Auf Spießbaden und die Finanzblasen gehen wir an dieser Stelle nicht ein. Aber auf die unterirdische Heißwasserblase. Mit ihr und den ausladenden Wiesen liegt die Herleitung des Städtenamens auf der Hand und ist in dem Fall auch zutreffend: das Bad in den Wiesen oder die Wiesenbäder. Erstmals erwähnt im Jahre 829 als Wisibada und 925 als Wisibadun – mit dem Grundwort baden. Seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. gab es hier eine Siedlung der Römer (Mattiaker). Sie schätzten das heiße Wasser. Bis heute groß am Kurhaus zu lesen: Aquis Mattiacis, die Wasser (Substanz) oder die Wässer (Qualität) der Mattiaker. Ein Zeugnis der Bade- und Trinkkultur ist der Kochbrunnen. Allerdings stand hier nicht der Beruf Pate, wie man denken könnte. Der heutige Name wurde aus dem althochdeutschen quechbrunn, dem quicklebendigen Brunnen, umgedeutet. Gebadet wird in der Kurstadt seither sehr viel, besonders in den heißen Thermalbädern. Damit sind wir bei der ursprünglichen Bedeutung des Wortes bad, im Althochdeutschen wurde es nur für das heiße Bad genutzt. Abgeleitet vom Wort bähen, was – heute selten gebraucht – für (feucht) erwärmen/heizen, auch backen steht. Wenn die Luft warm ist, geht’s auch gern ins kühle Nass. Vielleicht im Opelbad, das 1934 mithilfe der Stiftung von Geheimrat Dr. Wilhelm von Opel erbaut wurde. Dieser Tage lesen wir von Bad News, den Bad(e)-Nachrichten? Vielleicht ist diese Anspielung gewollt, aber es sind die schlechten (englisch: bad) Nachrichten als provokative Werbung für die anstehende Theater-Biennale. Mitunter haben Wörter in einzelnen Sprachen verschiedene Bedeutungen. Man freut sich über die Quellen und über die Gäste. Und kann sehen, wie sie baden, also – schnell gesprochen – wie s’ baden.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.