„Danke Deutschland!“: Ralf Kabelkas neuer Sketch-Satire fehlt es an Biss

Analysieren zu siebt die Lage der Nation: Ralf Kabelka (links) und sein Sketch-Team von „Danke Deutschland!“ Foto: Richard Hübner/ZDF Foto: Richard Hübner/ZDF
Deutschland im Sommer 2018: Bei der Fußball-WM ist die Nationalelf blamabel ausgeschieden, die Politik ist im dauerhaften Krisenmodus – und Oliver Welkes „heute-show“, die das Ganze satirisch aufs Korn nehmen könnte, macht ausgerechnet jetzt Ferien. Das ZDF hat sich allerdings um Ersatz bemüht: Die Sketchshow „Danke Deutschland!“ läuft aktuell auf Welkes Sendeplatz immer freitags gegen 22.30 Uhr. Der Satiriker Ralf Kabelka, der sich selbst mit absichtlichem Schreibfehler als „Mohzart des deutschen Fernsehens“ tituliert, präsentiert in der sechsteiligen Hauptstadt-Comedy politische Sketche rund um die Lage der Nation.
Folgen wurden bereits im Frühjahr aufgezeichnet
Während der 54-jährige Westfale, vor Jahren bekannt geworden als fiktiver CDU-Politiker Dr. Udo Brömme in der „Harald-Schmidt-Show“, die Einspielfilme anmoderiert, schlüpfen Schauspieler wie Sabine Vitua, Constanze Behrends, Cem Ali Gültekin oder Daniel Wiemer in die Rollen von Politikern, Wirtschaftsbossen, Reportern oder Polizisten. Auf brandaktuelle Themen kann „Danke Deutschland!“ keinen Bezug nehmen, weil die jeweils 30 Minuten langen Folgen bereits im Frühjahr aufgezeichnet wurden. In der Auftaktepisode geht es dementsprechend um Stoffe, die das Land schon seit einer Weile beschäftigen – allen voran der BER. Im ersten Sketch erklären bei einer (fiktiven) Pressekonferenz die Verantwortlichen, warum es beim Berliner Hauptstadtflughafen so viele Probleme gibt: Ihre kleinen Kinder haben an den Bauplänen und Berechnungen mitgearbeitet und dabei Rolltreppenlängen falsch berechnet oder ein Elefantengehege in die Pläne hineingemalt, das nun allen Ernstes gebaut werden soll.
Man muss es leider sagen: Dieser Sketch wirkt buchstäblich kindisch, und das einzig Gute daran ist, wie authentisch die Arroganz der Chefs eingefangen wird, die sich keines Fehlers bewusst sind. Im nächsten Beitrag werden vor dem Hintergrund von Brexit und Katalonienkonflikt separatistische Tendenzen aufgegriffen: Auch mehrere Berliner Bezirke wollen jetzt selbstständig sein, Spandau etwa plant den „Spaxit“, und an der innerstädtischen Grenze kontrolliert eine Art Volkspolizist Leute, die nur mal eben zum Bäcker wollen. In einem weiteren Sketch geht es um die #Metoo-Debatte: Beim Liebesspiel eines Paares sitzen neben dem Bett ein Notar und ein Psychologe. Weitere Themen sind unter anderem Donald Trump (einen wohlfeilen Scherz über seine Frisur können sich die Macher nicht verkneifen) oder die umstrittene Bahnhofsbaustelle „Stuttgart 21“.
Das Problem von „Danke Deutschland!“ ist weniger, dass die Themen etwas abgestanden wirken – es ist der fehlende Biss. Dem Humor mangelt es an Schärfe, stattdessen wird platt gewitzelt. Von einer Comedyshow mit dem erfahrenen Gagschreiber Ralf Kabelka, der sich unter anderem als Ensemblemitglied der „heute-show“ und als Sidekick in Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ einen Namen gemacht hat, hätte man mehr erwartet. Bis Oliver Welkes „heute-show“ wieder auf den Bildschirm zurückkehrt, müssen Fans von aktueller Politsatire leider noch ein Weilchen warten – die erste Folge nach der Sommerpause läuft erst am 8. September.