Flackernde Farben und Flächen

„Gedankenkonstruktionen“ nennt der Wormser Künstler Klaus Freese seine vielfarbigen und tiefschichtigen Gemälde, die zur Effektsteigerung in ein besonderes Licht getaucht werden.Foto: hbz/Kristina Schäfer  Foto: hbz/Kristina Schäfer
© Foto: hbz/Kristina Schäfer

Der Kirchenraum – ein eher ungewöhnlicher Ausstellungsort? „Von der Verbundenheit zur Unzertrennlichkeit“ heißt jedenfalls die ungewöhnliche Ausstellung in der...

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MAINZ. Der Kirchenraum – ein eher ungewöhnlicher Ausstellungsort? „Von der Verbundenheit zur Unzertrennlichkeit“ heißt jedenfalls die ungewöhnliche Ausstellung in der evangelischen Philippusgemeinde in Mainz-Bretzenheim.

So wird derzeit die sakrale Stimmung in den gedimmten Andachtsräumen unterstrichen von etwa 20 illuminierten „Gedankenkonstruktionen“ des Wormser Künstlers Klaus Freese. Farbenmanipulateur, Cologrammist, Fotophantast – Freese ist alles, nur kein Maler im klassischen Sinn. Wo der Betrachter sonst bei Bildern Farbstrukturen von Leinwandflächen in die eigene geistige Welt aufnimmt, wird man von diesen auf und unter Glasplatten sich gegenseitig mehrschichtig überkreuzenden Pfaden der Malwerkzeuge geradezu in ihre Raumtiefe hineingezogen.

Der unter normalen Bedingungen schon beeindruckende Tiefeneffekt wird beim Blick durch die 3D-Brille noch gesteigert: Wie Alice im Wunderland blickt man in einen Zauberwald, der die Lust provoziert, direkt hinein flüchten zu wollen. Je nachdem, in welche Farbtemperatur die Illumination gerade das Gemälde taucht, treten manche Figuren hervor, andere verschwinden. Man ist nicht mehr in der Lage, zu beurteilen, wo der Raum endet und wo die Oberfläche beginnt. Die vordersten Pinselschwünge wirken weniger als Teil der zweidimensionalen Inszenierung. Vielmehr scheinen sie erstarrt in der Luft zu stehen, während die tatsächliche Gemäldeschicht erst dahinter ihre Spielebenen aufschichtet. Kaleidoskopartig bilden die Wechsel-Intervalle der Lichtfarben den Logarithmus einer schier unendlichen Farb-Sinfonie. Eines der Exponate beginnt unvermittelt zu flackern und drängt einem im ersten Moment die Befürchtung auf, man könne gerade unfreiwillig Zeuge werden, wie die Kunst von der Elektronik in ein frühes infernalisches Ende überführt wird. Doch es handelt sich um Kaltlicht-Installationen. Die Gefahr, dass die Objekte in Flammen aufgehen könnten, ist tatsächlich unwahrscheinlich.