Brand in Oppenheimer Altenzentrum: Demente Bewohnerin wohl...

Einsatzkräfte und Bewohner vor dem Gebäude. Foto: Andreas Lerg

Der Tag nach dem Brand im Oppenheimer Altenzentrum. Es wird deutlich: Dass nicht mehr passiert ist, war ein großes Glück. Eine Matratze brannte lichterloh - die Ermittler...

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OPPENHEIM . Dass der Alarm losgeht im Altenzentrum Oppenheim, passiert schon mal. Bei einer Übung oder wenn das Rührei auf dem Herd zu heiß wird. Dass aber viele Bewohner raus müssen, die Feuerwehr mit diversen Einsatzkräften anrückt und es tatsächlich brennt, hatten Bewohner und Mitarbeiter gehofft, nie erleben zu müssen. „Das war der Ernstfall“, sagt Geschäftsführer Jürgen Gölzenleuchter. Um kurz nach 22 Uhr brannte eine Matratze lichterloh in einem Bewohnerzimmer im Untergeschoss des Hauses.

Zwei Bewohner und ein Mitarbeiter kamen nach Angaben der Polizei mit einer schweren Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus, neun Bewohner erlitten eine leichte Rauchgasvergiftung. Die Ermittler gehen davon aus, dass wohl die demente 82-jährige Bewohnerin selbst für den Brand verantwortlich ist. Der Sachschaden wird auf circa 50.000 Euro geschätzt.

Blick auf das zerstörte Bett

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Am Tag danach ist von den Ereignissen der Nacht zu Montag schon nicht mehr viel mitzubekommen. Im Krankenhaus ist nur noch eine Bewohnerin. Vor und in der Anlage sitzen Menschen beisammen. Der einige Stunde zuvor verrauchte Flur riecht nicht mehr nach Qualm, Küchenmitarbeiter schieben Wagen mit Mittagessen in den Speisesaal. Nur an einer Brandschutztür sind noch ein paar schwarze Schlieren zu sehen, das betroffene Zimmer haben Beamte am Morgen bereits versiegelt. Wer von außen einen Blick durch das Fenster wirft und das zerstörte Bett sieht, kann nachvollziehen, warum Heimleiter Winfried Kraus sagt: „Wenn die Dame in ihrem Zimmer gewesen wäre, hätte sie keine Chance gehabt.“

Doch als der Rauchmelder einsetzte, somit direkt die Feuerwehr alarmierte und die Nachtwache umgehend die Evakuierung des betroffenen Gebäudeteils einleitete, saß die Bewohnerin bereits im Foyer des Heims. Sechs weitere Menschen brachten die Mitarbeiter noch vor Eintreffen der Rettungskräfte auf die Terrasse vor der Einrichtung. Sie befanden sich in dem Gebäudeteil, den Rauchschutztüren vom Rest des Gebäudes abriegelten. Auch so konnte Schlimmeres verhindert werden.

"Alle haben sich so sehr um die Leute bemüht"

Else Damm wohnt schräg gegenüber des in Brand geratenen Zimmers. Sie schlief am Sonntagabend bereits. Der Alarm setzt im Altenzentrum nur in den Funktionsbereichen ein, damit die Mitarbeiter Bescheid wissen und die Bewohner nicht in Panik verfallen. „Raus, raus!“, habe sie gehört, ehe ein Helfer des Heims sie über die Terrasse ihres Zimmers nach draußen brachte. „Ein Glück, dass es kein offenes Feuer war“, sagt die 85-Jährige. „Es war ein unwahrscheinlicher Aufwand. Alle haben sich so sehr um die Leute bemüht. Hochachtung vor den Helfern.“ Draußen habe sie selbst dann aufgeregte Mitarbeiter beruhigen müssen, erzählt Damm. „Ich bin 1933 geboren. Da wird man hart.“

Kurz nach Mitternacht waren alle Bewohner wieder auf ihren Zimmern. Während die Ventilatoren den Rauch aus dem verrauchten Flur pusteten, schliefen die eigentlich dort wohnenden Bewohner schon wieder in Ruheräumen, die sonst für Tagesgäste zur Verfügung stehen. Am Morgen danach sind alle Zimmer wieder regulär belegt. Winfried Kraus sagt: „Hier herrscht heute Morgen kein Stress. Um 7 Uhr haben unsere Hauswirtschafter schon alles geputzt und die Betten neu bezogen. Alles ist weg.“

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Alles läuft perfekt nach Notfallplan

40 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Oppenheim, Nierstein und Dienheim waren im Einsatz. Hinzu kamen 42 Kräfte des Rettungsdienstes und 4 der Polizei. Rund 15 Heimmitarbeiter kamen in der Nacht spontan zur Einrichtung und halfen bei der Betreuung der 131 Bewohner und 4 Gäste. „Es lief alles sehr professionell“, sagt Kraus. Die Notfallpläne erwiesen sich als erprobt: Das Deutsche Rote Kreuz stattete die Bewohner mit Armbändchen aus und führte Listen, im Speisesaal untersuchte eine Ärztin, bei wem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung bestehen könnte.

Als „vorbildlich verlaufen“ bezeichnet auch der Einsatzleiter und Oppenheimer Wehrführer Peter Rot den Einsatz. Regelmäßig sind die Einsatzkräfte im Altenzentrum vor Ort, um zu üben und die Brandschutzmaßnahmen zu begutachten. Auch die Sanierung des Hauses von 2013 bis 2015 habe sich ausgezahlt, findet Geschäftsführer Gölzenleuchter. „Da haben wir Millionen in den Brandschutz gesteckt.“