ALTENBAMBERG - Völlige Dunkelheit auf dem Brücklocherhof. Sollte nicht jetzt das Quadrillen-Training stattfinden? Erst beim Näherkommen sind etliche kleine Lichter zu sehen, die durch die Reithalle fliegen. Es sind die beleuchteten Mähnen der 16 Islandponys, die völlig unbeirrt von Musik oder Lichtverhältnissen zuverlässig die eingeübten Formationen ablaufen – viele von ihnen im sogenannten Tölt, einer für diese Rasse typischen Gangart ähnlich dem Trab.
Bahnfiguren zu keltisch-mythischer Musik
Während Ross und Reiter versuchen, bestimme Bahnfiguren ganz symmetrisch abzureiten, sodass stets zwei Reiter ein Spiegelbild zueinander darstellen oder aber in anderen Formationen ihre Wege kreuzen lassen, begleiten keltisch-mythische Klänge die beeindruckend große Reitergruppe. Das sorgt für Gänsehaut.
„Mit Ersatzreitern umfasst unsere Gruppe fast 20 Personen“, erklärt Kristina Hammer, Inhaberin der Islandpferde-Reitschule Brücklocherhof in Altenbamberg. So viele Mitwirkende, das gibt es nicht oft in Reitställen. „Das macht unsere Stallgemeinschaft ganz besonders“, freut sich Hammer.
Ursprünglich übten die Reiter nur für die hofeigenen Sommerfeste solche Shows ein, doch aktuell bereitet sich die Truppe auf die Islandpferde-Gala am 14. Oktober in Zweibrücken vor. „Als wir einmal auf dem Ponyforum in Standenbühl die Gala besucht haben, fiel uns auf, dass gar keine Isländer vertreten waren. Das ist schade, wo diese Ponyrasse doch die am meisten verbreitete in Deutschland ist“, erinnert sich Hammer.
Kurze Zeit später entstand die Show „Fire and Ice“, mit der die Reiter vom Brücklocherhof schon einmal auf der besagten Gala in Zweibrücken, aber auch auf dem Ponyforum in Standenbühl, sowie der Nacht der Pferde in Kaiserslautern und dem Schaubilderwettkampf der rheinhessischen Reit- und Fahrvereine aufgetreten sind. „Das ist auch ein immenser logistischer Aufwand, wenn 16 Pferde zu Zielen transportiert werden müssen, die mitunter weiter als 100 Kilometer entfernt sind“, berichtet die Pferdewirtschaftsmeisterin.
Fahrer, Reiter, Choreografen oder Kostümschneider, alle machen das ehrenamtlich. Wieder einmal ist Hammer sehr stolz auf die Stallgemeinschaft. Dabei mangelt es an keinem Detail. „Die isländische Sage der Entstehung von Tag und Nacht“, heißt die aktuelle Show. Acht Tag- und acht Nachtreiter veranstalten ein aufregendes Rennen am Himmelszelt. Der einen Mähne leuchtet gelb, der anderen blau. Passende Umhänge der Reiter sollen die Kostüme vervollständigen. Sogar ein passendes Brustgeschirr wird es geben. Alles selbst gebastelt oder genäht. Eine tiefe Stimme klärt den Zuschauer zu Beginn des Formationsreitens über die Geschichte dahinter auf. Er spricht von Odin und dessen Kindern, von einer Verfolgungsjagd zwischen Tag und Nacht. Sagen und Mythen, das ist mit der Insel ebenso verwoben wie die Pferde selbst. „In Island gibt es viele Sagen und kaum eine kommt ohne Pferde aus, die namentlich auch alle erwähnt werden“, berichtet die Islandliebhaberin Hammer.
An jenem Trainingstag weicht die mythische Romantik jedoch noch etwas den praktischen Fragen. Die Reitergruppe steht im Kreis. Es wird darüber diskutiert, wann das Licht aus und wider angehen soll, in welchem Tempo man in die Mühle reiten soll oder wie die Wechsel besser funktionieren können.
„Es ist eine der größten Schwierigkeiten, so viele Reiter zeitlich unter einen Hut zu bringen“, berichtet Hammer. Dennoch bringe das Quadrillen-Reiten auch viele Vorzüge mit sich. So mache es nicht nur viel Spaß, mit so vielen Leuten gemeinsam zu trainieren. „Es ist auch ein ganz anderes Reiten, wenn man sich auf die Gruppe insgesamt aber auch auf sein spezielles Gegenüber konzentrieren muss“, beschreibt Hammer ihre Leidenschaft.