Von Dennis RinkMAINZ - Kaum ist der Klassenerhalt praktisch gesichert, taucht beim Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 ein neuer Brandherd auf. Noch vor dem letzten Saisonspiel beim 1. FC Köln am kommenden Samstag wird – zumindest in den Medien – heftig über die Zukunft von Martin Schmidt diskutiert. Sitzt der Trainer in der nächsten Saison noch auf der 05-Bank oder nicht?
„Wir spielen in Köln. Dass wir uns danach zusammensetzen und absolut alles hinterfragen, ist doch selbstverständlich“, versuchte Sportdirektor Rouven Schröder das Thema auf Anfrage dieser Zeitung im Keim zu ersticken. „Wir haben uns nach den fünf Niederlagen klar positioniert. Und zwar, dass wir der Arbeit von Martin Schmidt vertrauen, um Ruhe in den Karton zu bringen bis zum Ende der Saison.“ Das sei gelungen. „Martin Schmidt hat einen Vertrag bis 2018. Das ist der Stand.“
Bisher kein Bekenntnis über die Sommerpause hinaus
Dabei sind die Diskussionen rund um Schmidt durchaus nachvollziehbar. Obwohl der Schweizer noch einen Vertrag bis 2018 besitzt, hat Schröder bisher noch kein Bekenntnis über die Sommerpause hinaus ausgesprochen.
Schon während der Serie von fünf Niederlagen am Stück wurden im Verein Zweifel an seiner Arbeit laut – und die bleiben auch nach dem Klassenerhalt. Denn der Schweizer trägt durch unglückliche Aufstellungen (etwa in Ingolstadt), zu geringe taktische Flexibilität und fehlendes Vertrauen in Spieler (etwa in Bojan) eine große Mitschuld am unverhofften Kampf gegen den Abstieg.
Team nicht richtig vorangebracht?
Es gibt Stimmen im Verein, die Schmidt vorwerfen, die Mannschaft in den vergangenen Monaten nicht richtig weitergebracht zu haben. Viele Spieler stagnieren in ihrer Entwicklung. Auch innerhalb des Teams ist Schmidt umstritten – was in einem gewissen Maß allerdings auch normal ist.
Taktisch ist der Schweizer schon längere Zeit vom Mainzer Weg abgewichen. Die 05-DNA, die die Verantwortlichen dem Verein vor vielen Jahren ins Stammbuch geschrieben haben, sieht mutiges Verteidigen, überfallartige Ballgewinne, schnelle Konterzüge und Abschlüsse vor. Das alles war zuletzt immer seltener zu sehen. Unter Schmidt verteidigten die 05er stets tief, ließen Gegenpressing nur in Ansätzen erkennen und hatten für eventuell entstehende Konter gar keinen Ablaufplan im Gepäck. Mit diesem Fußball reißt man die Zuschauer in Mainz nicht von den Sitzen. Genau das ist aber der Anspruch an den Spielstil des FSV. Für diesen Fußball steht Martin Schmidt aber nicht. Das wird immer deutlicher. Übrigens: Das vor wenigen Monaten kolportierte Interesse von Bayer Leverkusen an Schmidt ist mittlerweile nach Informationen dieser Zeitung deutlich abgekühlt. Obwohl Bayer auf der Suche nach einem Nachfolger von Tayfun Korkut ist.
Ohne Zweifel wäre das Ende dieser nicht ganz einfachen Saison des FSV Mainz 05 ein geeigneter Zeitpunkt, um nach zweieinhalb Jahren friedlich auseinanderzugehen, wenn es einfach nicht mehr passt. Die Alternative: Trotz Bedenken – und die gibt es – an Schmidt festhalten. Da geht es aber auch um sportliche Weichenstellungen, die dann stagnieren würden. Und: Mit Zweifeln am Trainer in die Saison zu gehen, ist selten erfolgreich gewesen.
Vertrag von Schwarz endet in wenigen Wochen
Zumal der Nachfolger (noch) in den Startlöchern steht. Der Vertrag von Sandro Schwarz läuft in wenigen Wochen aus. Nach dem Abstieg der U23 in die Regionalliga ist es nicht vorstellbar, dass Schwarz die Zweite der 05er weiter betreut. Wenn er also nicht Cheftrainer wird, ist er weg. Schwarz wird innerhalb des Vereins allerdings als der kommende Mann gesehen und genießt fachlich sowie menschlich eine hohe Wertschätzung. Ihn müsste Schröder dann ziehen lassen. Angebote hatte Schwarz schon in der Vergangenheit genug.
Feststeht, dass noch nichts feststeht. In den Tagen nach dem Ende der Saison muss Schröder eine Entscheidung treffen. Viel spricht nicht für einen Verbleib von Martin Schmidt. Trotz des Klassenerhalts.
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