Von Marvin LauserLEICHTATHLETIK USC-Speerwerfer knackt bei der DM Olympia-Norm und holt wie Weitspringerin Alexandra Wester Silber
KASSEL - Es kommt selten vor, dass Leichtathletik im Fernsehen ausführlich gezeigt wird. Am Samstag konnte der geneigte Zuschauer jedoch zwei Mainzer bei den deutschen Meisterschaften in Kassel verfolgen. Der eine, Julian Weber, mit dem großen weißen M des USC Mainz auf blauer Brust, erwischte einen „perfekten Wettkampf und perfekten Tag“. Die andere, Alexandra Wester aus Saulheim, seit Januar für den ASV Köln startend, gewann zwar wie Weber die Silbermedaille, war mit ihrer Leistung aber „nicht zufrieden“.
Das lag daran, dass sich die Weitspringerin mit einem Sieg im Auestadion die Olympia-Qualifikation sichern und ihren ersten deutschen Freiluft-Titel bei den Aktiven gewinnen wollte. Weber hingegen hatte vor, so der Sportliche Leiter des USC Harry Letzelter, „endlich den Knoten platzen zu lassen“, sich als vierter deutscher Speerwerfer die Norm (83 Meter) zu sichern und den Bundestrainern die Entscheidung, wer zur Europameisterschaft nach Amsterdam und zu den Olympischen Spielen nach Rio reisen darf, so schwer wie möglich zu machen. Das hat der 21-jährige Mainzer mit 83,79 (dritter Durchgang 83,73) Metern definitiv geschafft. Weber hat seinen Worten Taten folgen lassen und bei wechselnden Winden außer dem Weltjahresbesten und Deutschen Meister Thomas Röhler (Jena) niemanden vorbeigelassen. Röhler lobte Weber anschließend auf leichtathletik.de: „Julian hat einen starken Wettkampf hingelegt, Bestleistung geworfen.“ Weber gab das Kompliment umgehend zurück und schloss die beiden weiteren Normerfüller Johannes Vetter (Offenburg) und Lars Hamann (Dresden) gleich mit ein: „Wir sind eine gute Truppe und alle miteinander befreundet. Gönnen den anderen gute Würfe, haben aber dennoch ein gesundes Wettkampf-Gefühl.“
Dass der Wettkampf genauso lief, wie Weber es wollte, hatte mit folgenden Parametern zu tun: „Die Stimmung war der Hammer, es sind viele Leute vom USC mitgereist, ich hatte keine Schmerzen und die Technik hat gestimmt.“ Unabhängig von den Nominierungen des DLV wird der Sportstudent, als weltjahresbester U 23-Speerwerfer bei den deutschen Junioren-Meisterschaften starten. Außerdem macht sich Weber zu Recht Hoffnung auf einen Diamond-League-Einsatz. Weber sieht mögliche Nominierungs-Vorteile (EM, Olympia) gegenüber der Konkurrenz darin, dass er ein Wettkampf-Werfer ist. „Ich habe auf den Punkt Leistung gebracht, darauf bin ich stolz“, sagte der Student.
In der Weitsprung-Grube von Kassel war derweil aus Sicht von Wester „der Wurm drin“. Die Saulheimerin wollte „unbedingt gewinnen“ und sieht rückblickend das einzig Positive darin, dass sie mit dem letzten Sprung (6,64 Meter) noch einmal zurückkommen konnte. Auf leichtathletik.de hat die 22-Jährige verraten, dass sie vor dem abschließenden Sprung gedacht hat: „Komm, hier geht es um was. Es geht um Olympia.“ Außer im letzten Versuch sei der Schützling von Charles Friedek „überhaupt nicht zum Springen gekommen, die Anlauf-Weite hat nicht gestimmt.“ Wester gratuliert indes der Siegerin: „Ich gönne Malaika (Mihambo, die Red.) den Titel echt, sie hat sich nach ihrer Verletzung wirklich zurückgekämpft.“ In zwei Wochen geht es für Wester nach Amsterdam, worauf sie sich sehr freue. „Dort werde ich es besser machen. In Rio möchte ich unbedingt dabei sein“, betont die Ex-USC-Athletin.
Für den einzigen Athleten des TSV Schott, Tobias Riker, war bereits nach dem Vorlauf Schluss. Der Student, der vor kurzem seinen Master an der Lamar University in Texas gemacht hat, wurde in seinem Vorlauf in 4:07,49 Minuten Letzter. Trainer Carlos Verez betont, dass die Läufer, die noch Normen erfüllen wollten, das Teilnehmerfeld „gesprengt haben, indem sie von Anfang an ein hohes Tempo an den Tag legten“. Damit, so Verez, war nicht zu rechnen gewesen, das Tempo war somit bei 400 Meter bereits „viel zu hoch“ und der „Spaßfaktor“ für Riker „eher gering“. Somit war an eine Taktik in diesem Vorlauf für Riker nicht mehr zu denken, der Lauf lieferte den Zuschauern eher „den Anschein einer Trainingseinheit“, wie Verez beschrieb. Mut für kommende Teilnahmen macht, so Verez, das die Zeit aus dem April für den Endlauf gereicht hätte. Für den Athleten sei aber alles gut so, Riker war laut Verez „nicht sehr enttäuscht“.
Kaul und Wagner für WM und EM nominiert
Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat derweil bekannt gegeben, dass die beiden USC-Nachwuchs-Zehnkämpfer Niklas Kaul (U 20) und Manuel Wagner (U 18) bei der Weltmeisterschaft in Polen (Kaul) und der EM in Georgien (Wagner) dabei sind.
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