Von Conny HaasWo früher Bier in Mainz gebraut wurde, steht heute eine exklusive Wohnanlage – inklusive WineBANK im Gewölbekeller.
Hell, freundlich, großzügig und mit einem grünen Innenhof mitten in der Stadt – so präsentiert sich die moderne Wohnanlage Altmünsterhof in Mainz. Kein Vergleich mit den Verhältnissen im „Terrorhaus“, wie das Gebäude der ehemaligen Altmünsterbrauerei seit den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts genannt wurde. „Knapp 80 Mini-Appartements, teils ohne Fenster, waren hier untergebracht, nahezu 100 Prozent der Fläche war überbaut“, erinnert sich Dipl. Ing. (FH) Axel Efferth. Heute ist Edelwohnen mit viel Platz angesagt. Nach dem notwendigen Abbruch der Bestandsgebäude wurde nur circa 50 Prozent der Baumasse wieder aufgebaut. Entstanden sind zwei Gebäudeteile, die über einen 640 Quadratmeter großen Innenhof verbunden sind. Durch die deutliche Hanglage ergibt sich ein Höhenunterschied von etwa 16 Metern. „Alles ist sehr hell, sehr grün – ohne Autos, ohne Fahrräder“, schwärmt der Architekt. Die stehen im ebenerdigen Parkgeschoss unter dem Hofgarten zur Walpodenstraße hin. Eine Tiefgarage hatte sich wegen der historischen Gewölbe verboten.
Die Wohnungen selbst wurden auf den denkmalgeschützten Kelleranlagen der ehemaligen Altmünsterbrauerei errichtet. Insgesamt sind es 18 Wohnungen und 6 Gewerbeeinheiten. Bei der Planung der Anlage diente das alte Hauptgebäude in gewisser Weise als Vorlage. „Wir wollten allerdings die Vergangenheit nicht kopieren, sondern neu interpretieren und typische Elemente integrieren“, erklärt Architekt Efferth. Das ist hervorragend gelungen: Das dreiseitig freigeschnittene Hauptgebäude zur Walpoldenstraße mit fünf Obergeschossen hat eine klare und moderne Formensprache. Dennoch bemerkt man die deutliche Anlehnung an die historisch geprägte Fassade der ehemaligen Brauerei.
- TAG DER ARCHITEKTUR
Am Tag der Architektur, am Samstag, 23. Juni, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 24. Juni, von 12 bis 18 Uhr sind einige Bereiche des Altmünsterhofes geöffnet.
Die Wohnungen sind großzügig angelegt, die meisten etwa 100 Quadratmeter groß. Im obersten Geschoss gibt es zwei Penthousewohnungen mit einer Größe von etwa 175 qm beziehungsweise 205 qm mit großen Dachterrassen und Weitsicht über die Dächer der Stadt, teilweise mit herrlichem Domblick. Die Erschließung aller Wohnungen im gesamten Hauptgebäude sowie der Hofgarten sind barrierefrei konzipiert. Die Wohnungen entsprechen den heutigen Ansprüchen; Lebensräume mit offenen Küchen- und Essbereichen, geräumige, stufenlose Bäder, durchgängige Fußbodenheizung in allen Räumen. „Durch die bodentiefen Fenster und das Eicheparkett wird eine helle, einladende Wohnatmosphäre geschaffen“, stellt Efferth fest.
Geschichte und Moderne miteinander vereint
Jede Wohnung hat mindestens einen Balkon, einige zum Innenhof orientierte Wohnungen sogar zwei. Die hofseitigen Balkone sind in sich abgeschlossen, einige bilden jedoch mit den über Laubengänge verbundenen Außentreppen eine Einheit. „Die Treppen dienen als Fluchtweg in den Innenhof, von wo aus die Bewohner im Notfall dann über die historische Kreyßig-Treppe nach draußen gelangen können“, erklärt Efferth. Diese Notwendigkeit wurde zum prägenden Gestaltungsmerkmal der Hoffassade. Die denkmalgeschützte, fünfläufige und hundert Stufen hohe Anlage führt von der Walpoldenstraße zu den Kupferbergterrassen. Sie war 1891 vom damaligen Stadtbaumeister Eduard Kreyßig angelegt worden. Als nun im unteren Bereich das Haus abgebrochen wurde, an das sich die Treppe angelehnt hatte, zeigte sich, dass die Fundamente schon sehr marode waren. Nach deren Ertüchtigung konnte die Treppe wieder stabilisiert werden. Sie bildet jetzt nicht nur den einen seitlichen Abschluss des Altmünsterhofes, sondern ist auch markantes Element des grünen Innenhofes.
Der Altmünsterhof ist allseitig von Kulturdenkmälern eingefasst: Seitlich sind dies die große historische Keyßigtreppe und der ehemalige Hochkeller der Kupferberg Sektkellerei mit seinem mächtigen Portal und an der Bergseite und im Untergrund die Hangstützmauer mit dem großen Vertikalgewölbe sowie den fünfgeschossigen Kelleranlagen der Brauerei. In diesem historisch eingerahmten Innenhof wird die Geschichte erlebbar. Die geschosshohe Anhebung der Hofebene ermöglicht eine ganzjährige Besonnung und bietet einen geschützten Bereich zum Entspannen.
Der zweite Gebäudeteil entstand auf den fünfgeschossigen Gewölben der ehemaligen Eiskeller. Von der Terrassenstraße ebenerdig erschlossen, gibt es eine große, offen gestaltete Büroeinheit über zwei Geschosse, die weitgehend über interne Innenhöfe belichtet werden. Diese eher introvertierte Ausrichtung ermöglicht eine helle natürliche Belichtung bei gleichzeitiger Abschirmung gegen den Verkehrslärm. Bei Bedarf könnte diese Büroeinheit auch umgenutzt werden zu Wohnungen, die als Hofhaus konzipiert wurden. Ein weiterer architektonischer Höhepunkt ist das „Schwalbennest“: eine Maisonettewohnung, die derzeit als Büro genutzt wird, und die an der Wandklippe hängt. Sie setzt durch ihre kubische Formensprache ein klares Statement. Die neue Bebauung mit klarer Linienführung kontrastiert auf moderne Weise mit der alten Bausubstanz des 19. Jahrhunderts. Die historischen Mauern mit all ihren „Wunden“ und Bruchkanten wurden hier bewusst ursprünglich und unbearbeitet belassen – so bilden sie ein kontrastreiches, spannendes, gegensätzliches Miteinander mit der neuen Bebauung, wodurch das jeweilige Gegenüber eine deutliche Aufwertung erfährt.
Sämtliche Wohngebäude des Altmünsterhofes haben einen Vollwärmeschutz erhalten und alle Dachflächen wurden begrünt. Für eine effiziente und klimaschonende Warmwasserversorgung und Beheizung der Gebäude sorgt eine Gas-Absorptionswärmepumpe. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Terrassenstraße beliefert die dort untergebrachten Büros mit eigenem Strom. In der Garagenebene gibt es Tankstationen für Elektroautos.
Unter den Büros, in den riesigen denkmalgeschützten Kellerkatakomben der ehemaligen Brauerei, ist die WineBANK Mainz entstanden. Die Kelleranlagen in ihrer ureigenen Form wurden bewahrt und das Kulturdenkmal konnte auf diese besondere Weise angemessen genutzt und begehbar gemacht werden. Die Katakomben bieten das perfekte Ambiente zur professionellen Weinlagerung in perfekter klimatischer Umgebung sowie zur Nutzung als Members-Club und Veranstaltungsort. Dieser Gebäudeteil des Altmünsterhofes wurde übrigens mit dem FIABCI Prix d`Exellence Germany 2017 in Bronze in der Kategorie Gewerbe ausgezeichnet. Im Wallstreet Journal wird dieser Preis auch als „The Oscars of the Property World“ bezeichnet.
Die Konzeption und der Entwurf des Altmünsterhofes stammen aus der Feder von Architekt Axel Efferth, von der Bürogemeinschaft egr-Architekten aus Mainz. Die Ausführungsplanung erstellte das Büro Exitecture Architekten aus Frankfurt. Bauherrin war die Terrano Projekt GmbH, Mainz.
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