Von Ulrich GereckeSTADTJUBILÄUM Geschichtsverein gibt zum 1275. Geburtstag historischen Stadtührer heraus – er kostet 12,75 Euro
NIERSTEIN - Die Titelseite ist noch in Arbeit, das Bildmotiv aber steht schon fest: Es wird die Martinskirche mit der Weinlage Glöck – allerdings nicht von Norden mit Nierstein im Hintergrund, sondern von Süden, damit man auch den Roten Hang schön sieht. „Es ist das Gegenstück zum Titelbild des Merian-Reiseführers Rheinhessen“, lächelt Hans-Peter Hexemer.
„Neue Perspektiven eröffnen“ – das passt auch gut als Motto für das Buchprojekt, das der Geschichtsverein Nierstein zur 1275-Jahr-Feier im kommenden Jahr gestartet hat. Seit dem Frühjahr sitzen der Vorsitzende Hexemer, Chefbearbeiterin Dr. Susanne Bräckelmann und weitere Mitstreiter am Konzept, haben die Themenliste von 90 auf 75 Punkte getrimmt und Sponsoren eingesammelt. Ein nicht geringer Teil der Texte liegt auch schon vor, sodass das Werk mit dem programmatischen Titel „75 Niersteiner Orte, die Geschichte(n) erzählen“, im kommenden Frühjahr erscheinen kann. „Wir wollen das Buch auf jeden Fall vor dem offiziellen Festakt am 6. Mai herausbringen“, sagt Hexemer. Schon beim Niersteiner Adventsmarkt (3. und 4. Dezember) können ganz eilige sich Gutscheine für eines der 1000 noch zu druckenden Exemplare sichern – möglicherweise auch als Weihnachtsgeschenk. Der Vergleich zum Merian-Heft, den Hexemer zieht, ist dabei durchaus passend, denn das 160 Seiten starke Werk, das zum Jubiläumspreis von 12,75 Euro (also ein Cent für jedes Niersteiner Jahr) zu erwerben ist, „soll keine Chronik von A bis Z“ sein. Erstens gibt es diese schon: 1911 und 1928 hatte Jakob Dörrschuck die Historie von „Riesling City“ anhand von zum Teil mittlerweile verlorenen Archivalien aufgeschrieben.
„Populäres Werk mit fundiertem Inhalt“
1992 haben Hildegard Frieß-Reimann und Sigrid Schmitt diese zum 1250. Stadtgeburtstag verfeinert. Zweitens soll das neue Buch, so Hexemer, „ein populäres Werk, gleichwohl mit fundiertem Inhalt“ werden. „Das Buch möchte Lust machen, durch Nierstein zu gehen und die Stadt anhand von Gebäuden und Plätzen zu entdecken“, sagt das SPD-Stadtratsmitglied. „Wir wollen Geschichte zu den Menschen bringen und ihnen zeigen, was hinter den jeweiligen Orten steckt. Einheimische gehen oft achtlos an Orten vorbei, manche sind zu versteckt, um sie zu sehen.“
Genau dort setzt der historische Reiseführer an, der sich optisch an den regelmäßig erscheinenden Niersteiner Geschichtsblättern anlehnt. Jedem Ort sind zwei Seiten vorbehalten, links steht ein „leicht lesbarer, verständlicher Text“ (Hexemer), rechts ein Foto des besprochenen Gebäudes, zum Teil aktuell, zum Teil historisch. Abgerundet wird das Ganze durch zwei ausklappbare Stadtpläne.
Rund 30 verschiedene Autoren und Fotografen haben sich zusammengefunden – Wissenschaftler, Journalisten, Weinschöffen, Kultur- und Weinbotschafter, aber auch „historisch interessierte Eigentümer von Häusern“, wie Bräckelmann berichtet. „Die unterschiedlichen Stile der Autoren werden den Charme des Buches ausmachen.“
Vielfältig sind auch die besprochenen Locations. Natürlich sind Kilianskirche und Glöck ganz vorne dabei, schließlich ist die erste urkundliche Erwähnung der ältesten deutschen Weinlage anno 742 der Anlass für das Stadtjubiläum. Zahlreiche Adelshöfe und Weingüter werden da besprochen, aber auch das alte E-Werk, das Wasserwerk Schwabsburg, die Mälzerei, der Flügelsbach, das Kanzler-Eck, der Zeppelinstein, das Paläontologische Museum und Vieles mehr.
Der rund 150 Mitglieder zählende Geschichtsverein gibt das Werk im Eigenverlag heraus. „Wir müssen das Risiko selbst tragen, unsere Sponsoren federn es ab“, sagt Hexemer. Zu den Unterstützern zählt auch die Stadt. „Durch das Sponsoring werden wir realistischerweise bei einer schwarzen Null rauskommen.“
Mit dem nun erscheinenden Werk hat Niersteins Geschichte kaum noch weiße Flecken, meint Bräckelmann, „aber man kann natürlich Vieles noch vertiefen“. Klar ist für Hexemer derweil, dass das Werk zudem einem gesunden lokalen Selbstbewusstsein Rechnung trägt: „Das Buch zeigt auch, warum wir Niersteiner und Schwabsburger stolz auf unsere Vergangenheit sein dürfen.“
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