Ganz sicher auch an der überall nur so sprudelnden Kreativität. Zagreb hat eine enorm aktive junge Künstler- und Designszene. Das wohl erfolgreichste Beispiel dafür: das Museum der zerbrochenen Beziehungen. In der Oberstadt kann man sich mühelos in modernste Kunst hineinvertiefen, Relikte zerbrochener Lieben entdecken, mal skurril wie eine Axt, mal herrlich unbekümmert wie ein Stofftier. Das Künstlerpaar Olinka Vistica und Drazen Grubisic hat damit den Nerv der Zeit getroffen. Mit ihren Exponaten touren sie durch die Welt, sind in Zagreb aber mit der festen Ausstellung zuhause. Und bald auch in Los Angeles. Dort entsteht derzeit die zweite Dauerausstellung der zerbrochenen Herzen.
Zagreb ist aber nicht nur herzig und offen, die alte Dame kann auch schroff sein. Wenn sich kommunistische Wohnbunker aus Jugoslawienzeiten zwischen prächtige Kaiserzeitarchitektur zwängen, dann hat das einen mitunter morbiden, spannungsgeladenen Charme. Gegensätze zeigen sich überall. Doch sie wissen damit umzugehen. Was zum Beispiel macht man mit einem Jahrzehnte lang still gelegten Tunnel (Tunnel Gric), der im Zweiten Weltkrieg Schutz bieten sollte? Man macht ihn zu einem Kunstpark und bezieht ihn in die unterschiedlichsten Festivals ein. So zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit. Eine der schönsten Zeiten, um Zagreb einen Besuch abzustatten. Die Innenstadt verwandelt sich in ein echtes Winterwunderland. Im Tunnel selbst werden mithilfe von 3D-Projektionen zauberhafte Winterkulissen geschaffen, auf allen Plätzen der Innenstadt gibt es Weihnachtsmärkte und etliche andere Aktionen.
Kaffee ist Herzensangelegenheit und sozialer Kitt der Stadt
Die Stadt ist ständig in Bewegung, pulsierend, überall entstehen neue Ideen. Das macht die Metropole so aufregend. Will man das ursprüngliche Zagreb erleben, muss man eintauchen in das Innerste dieser Stadt, den Dolac. Zwischen Jelacic-Platz und Kathedrale findet hier der Markt statt. Früher gab es an jeder Ecke Bauchladenverkäufer mit Produkten aus anderen Regionen Kroatiens. Heute sind die zwar längst aus dem Stadtbild verschwunden, die alten Marktfrauen unter den markanten roten Schirmen machen das aber mit ihrer Herzlichkeit locker wett. Traditionelles kroatisches Kunsthandwerk gibt es hier genau so wie den neuesten Sljivovic.
Doch zurück zur ganz eigenen Zagreber Lebensart. Die Geselligkeit steht über allem. Morgens schon. Da treffen sie sich liebend gern mit Freunden und Kollegen vor Schul- oder Arbeitsbeginn. Denn wie könnte man besser in den Tag starten, als mit einem gemeinsamen Kaffee vor der Arbeit. Nur mit Coffee-to-go muss man ihnen gar nicht kommen. Das erzeugt ungläubiges Staunen. Alles passiert hier mit einem Kaffee auf dem Tisch und Zeit fürs Gegenüber. Kaffee ist kein Getränk. Er ist Herzensangelegenheit und sozialer Kitt dieser Stadt. Einen der besten, verbunden mit einer der bekanntesten und traditionsreichsten Marken des Landes, der Kras-Schokolade, bekommt man auf der Haupteinkaufsstraße, der Ilica. Dort, wo Zagrebs Herz schlägt. Mit Blick auf zwei Besonderheiten dieser Stadt, die früher oft als Klein-Wien belächelt wurde: Die blauen Standseilbahnen, die Ober- und Unterstadt mit einer 55 Sekunden dauernden Fahrt verbinden und der Lotrscak-Turm, von dem jeden Tag ein Kanonenschuss abgefeuert wird. Beides Zeugen einer wechselhaften Geschichte.
Außergewöhnliche Biografie aus einem bunten Kaleidoskop an Geschichten
Und damit ist Zagreb so viel mehr als eine Kopie. Aus einem bunten Kaleidoskop an Geschichten hat sich die Mainzer Partnerstadt ihre ganz eigene, außergewöhnliche Biografie geschaffen, mit schroffen Gegensätzen und kreativen Meisterstücken. Übrigens: In Zagreb wird man, wenn man aufmerksam hinhört, immer wieder einen Brocken Deutsch auffangen. Im Zagreber Dialekt finden sich aus Zeiten der KuK-Monarchie etliche deutsche Wörter wie Haustor, Spaziergang und und und.
Sie möchten wissen, was man in Zagreb unternehmen kann? Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt:
Essen: Authentische kroatische Küche gibt es in der Oberstadt in der Konoba Didov San (www.konoba-didovsan.com). Wer es exklusiver mag, findet unter anderem im Restaurant Boban das passende (www.boban.hr). Darüber hinaus kann man der Zagreber Gastroszene praktisch täglich beim Wachsen zusehen. Von vegan bis Hausmannskost gibt es immer wieder neue Orte zu entdecken.
Streetfood: Die Zagreber lieben ihre Bureks, Teigfladen gefüllt mit Käse, Fleisch oder Kirschen, praktisch an jeder Ecke zu bekommen. Wer auf Cevapcici besteht...nun gut, die besten gibts unterhalb des zentralen Marktplatzes Dolac im kleinen Bistro auf dem ersten Treppenplateau. Aber bitte im Brotfladen essen (beides kostet um die drei Euro).
Kaffee trinken: Von alten Kaffeehäusern, die an Zagrebs Zeit in der KuK-Monarchie erinnern bis zu modernen Cafés – nichts ist dem Zagreber wichtiger als ein gemütlicher Kaffeeklatsch. Wir empfehlen einen Kaffee am quirligen Cvjetni Trg (vom Jelacic-Platz nur zwei Querstraßen weit weg), im Kaffeehaus Palainovka in der Oberstadt am Ilirski Trg oder in einem der neuen, kreativen Cafés, wie dem Botanicar, direkt am Botanischen Garten. Und ach ja, da wäre noch das Café der traditionsreichen kroatischen Schokoladenmarke Kras. Mitten auf Zagrebs Haupteinkaufsstraße, der Ilica mit Blick auf die Standseilbahn. Abends startet man übrigens am besten in einem der Cafés oder Bars auf der Tkalciceva ins Nachtleben (direkt hinter dem Jelacic-Platz). Und zum Kaffee am besten immer Strukli dazu bestellen, die Zagreber Süßspeise schlechthin.
Entspannen im Park und auf Plätzen: Der Maksimir-Park zählt zu den ältesten Parkanlagen Europas und liegt mitten in der Stadt gegenüber des Fußballstadions (gleichnamige S-Bahn-Haltestelle). Seit 1794 entspannen die Zagreber hier auf mehr als 300 Hektar Fläche. Beeindruckend und eine kurze Busfahrt wert, ist auch der Fiedhof Mirogoj mit seinen prachtvollen Arkaden und Kunstwerken kroatischer Künstler von Weltrenommee, wie Bildhauer Ivan Mestrovic. Beliebtester Treffpunkt der Zagreber ist der zentrale Ban-Jelacic-Platz, aber auch der Trg Kralja Tomislava am Hauptbahnhof oder der Zrinjevac, ein langgezogener Park, der den Jelacic-Platz mit dem Trg Kralja Tomislava verbindet. Hier finden immer wieder kostenlose Konzerte statt.
Museen: Weltweit Beachtung gefunden hat das Künstlerpaar Olinka Vistica und Drazen Grubisic, die mit ihrem Museum der zerbrochenen Beziehungen in Zagreb zuhause sind (in der Oberstadt am Lotrscak-Turm). Ein Besuch lohnt aber immer auch im Mimara und im Museum für moderne Kunst (www.msu.hr)
Sport: Die kroatische Hauptstadt ist eine Sportstadt durch und durch. Internationale Spiele kann man bei den Fußballern von Dinamo Zagreb verfolgen, aber auch Basketball, Handball und Eishockey werden international gespielt.
Einkaufen: Zagreb ist gerade für Designliebhaber ein Einkaufsparadies. Produkte junger kroatischer Designer gibt es zum Beispiel direkt unterhalb der Uspinjaca(Standseilbahn) in der Tomiceva 4 bei „Take me home“, während der jährlich im Frühjahr stattfindenden „Zagreb Design Week“ oder dem „Design District Zagreb“ (www.designdistrict.hr).
Noch mehr Nachrichten aus der Region lesen? Testen Sie kostenlos 9 Tage das Komplettpaket Print & Web plus!
Bitte loggen Sie sich ein, um einen Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen. Debatten auf unseren Zeitungsportalen werden bewusst geführt. Kommentare, die Sie zur Veröffentlichung einstellen, werden daher unter ihrem Klarnamen (Vor- und Nachname) veröffentlicht. Bitte prüfen Sie daher, ob die von Ihnen bei ihrer Registrierung angegebenen Personalien zutreffend sind.
Die Zeichenzahl ist auf 1700 begrenzt. Die Redaktion behält sich vor, den Kommentar zu sichten und zu entscheiden, ob er freigeschaltet wird. Kommentare mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten, insbesondere Beleidigungen, nicht nachprüfbare Behauptungen, erkennbare Unwahrheiten und rassistische Andeutungen führen dazu, dass der Kommentar im Falle der Sichtung nicht freigeschaltet, ansonsten sofort gelöscht wird. Wir weisen darauf hin, dass alle Kommentare nach einigen Wochen automatisch wieder gelöscht werden.
Die Kommentare sind Meinungen der Verfasser.