Von Nils SaleckerINGELHEIM - Der Duft von Dampföl wabert durch den Raum, umweht anstelle von klarer Bergluft ein kahles Massiv. Zieht rüber zur grünen Alm, auf der braune Kühe grasen. Weiter zu den Loopings der schwarzen Achterbahn, in den Kreis des Riesenrads und hindurch zwischen den Garnituren eines Biergartens.
Naturräume unmittelbar neben pulsierendem Leben sind heute und morgen in der Alten Markthalle erlebbar. Zum 24. Mal laden die Modellbahnfreunde Ingelheim zur Ausstellung. Haben sich wieder allerhand einfallen lassen, um 180 Meter Schienen in Szene zu setzen. Und extra für ihr Jahreshighlight wieder einmal gesägt, gelötet, gemalt und getupft, was das Zeug hält. „Wir arbeiten alle daraufhin“, offenbart Heribert Balzer, Mitglied der Modellbahnfreunde, und macht klar: Das Hobby beinhaltet viel mehr, als im Endeffekt nur am Trafo zu drehen und den Zug in Bewegung zu setzen: Ideen, Planen, Holzarbeiten, Elektrik und so weiter. Jedes Jahr erfinden sich die Modellbahnfreunde zwar nicht neu, dafür immer neue Dinge. Erstmals gibt es beispielsweise eine Kinder-Legobahn, die unter Aufsicht eines „Fahrdienstleiters“ von den Kleinsten betrieben werden darf. Mit moderner werdender Digitaltechnik sind zudem immer mehr Effekte möglich, mehr Lichter, mehr Dampf, alles noch etwas realitätsgetreuer.
- TERMIN
Die 24. Ingelheimer Modellbahnschau findet dieses Wochenende, 12. und 13. November, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr, in der Alten Markthalle, Binger Straße 9, statt. Der Eintritt kostet 3 Euro (Kinder 1 Euro).
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Ein gutes Beispiel ist die Schweizer Alpen- und Almlandschaft von Uwe Eschbach: „Eine kleine Bahn in großer Landschaft“, umschreibt der Bauherr selbst. „Susch 2.0“ nennt er sein Projekt, in dem er die Kulisse um den Bahnhof des Örtchens im Schweizer Kanton Graubünden von Grund auf neu gestaltet hat. „Wie der Zug sich da in die Kurve legt und in den Bahnhof einfährt, hat mich inspiriert“, erläutert Eschbach, „das ist majestätisch.“ 15 Züge hat er insgesamt, die er über sein Stellwerk auf das einspurige Gleis setzen kann – ein Traum für Technikfreunde. „Aber immer nur ein Zug, ganz gemächlich. Da gibt’s keine Hektik in der Schweiz“, führt Eschbach aus.
Man braucht Zeit, um alle Details der acht Welten auf acht Holztischen zu entdecken: Vom hilfsbereiten Rettungssanitäter, keinen Zentimeter groß, an einer Unfallstelle mit handtellergroßen Fahrzeugen bis hin zu Fachwerkhäusern im Umzugskistenformat. „Je größer man baut, desto originaler muss man nachbilden“, bei kleineren Modellen dagegen „filigraner arbeiten“, schildert Balzer. Sein eigenes Herz schlägt vor allem für Dampfloks: „ein wahnsinniger Anblick.“ Und wenn die noch eine ansprechende Kulisse durchqueren, ist sein Glück perfekt: „Reiner Fahrbetrieb gefällt mir nicht. Eine Lok in einer schönen Landschaft, das gibt den Touch der Realität.“
Balzer selbst stellt in diesem Jahr kein Modell aus. Daheim allerdings füllt die eigene Miniaturwelt 100 Quadratmeter Dachboden, „eine große Spielwiese“, umschreibt er. Doch viel mehr als vom privaten Vergnügen zehren die Modellbauer von der Anerkennung des Publikums, weiß Balzer: „Der Moment, wenn jemand sagt: Boah, toll“, sei das Höchste der Gefühle, wenn die Alte Markthalle zwei Tage lang zum überdimensionalen Dachboden wird.
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