Von Wolfgang BartelsWANDERUNG Kultur- und Weinbotschafterin Ute Ackermann lädt nach Sponheim ein
SPONHEIM - „Schon die Sponheimer Grafen haben vor tausend Jahren diesen Wein genossen.“ Ute Ackermann (69) lässt den roten Tropfen im Glas kreisen. Seit gut einer Stunde ist sie jetzt mit ihrer Wandergruppe unterwegs. Am historischen Sponheimer Rathaus ging es los, hinauf in die Weinberge mit prachtvollem Ausblick auf die Klosterkirche, vor 900 Jahren von Graf Meginhard von Sponheim begründet. Ute Ackermann, Kultur- und Weinbotschafterin aus Sponheim, hat gut dreißig Gäste in ihr Heimatdorf eingeladen, um ihnen jede Menge über das Grafengeschlecht und den Sponheimer Wein zu erzählen. Wo könnte das besser gelingen als in der Weinbergshütte des Weinguts Welker in der Weinlage „Sponheimer Grafenberg“? Die Gäste erfahren auch viel über Meginhards Schwester, Jutta von Sponheim, die das Frauenkloster auf dem Disibodenberg gründete und die Lehrerin der Hildegard von Bingen war.
Unterwegs werden die verschiedenen Welker-Weine gekostet, mit Secco ging es los, nun werden Merlot und Blanc de Noir genau dort verglichen, wo sie einst gewachsen sein sollen. Später wird es noch mit Riesling und Grauburgunder weitergehen. Die Frühlingssonne bringt die Wanderer schon ein wenig ins Schwitzen. An den Reben öffnen sich die ersten Knospen. Die Mandel- und Birnbäume stehen in voller Blüte. Die Wanderer haben Glück gehabt mit dem Wetter: Es wird eine Frühlingswanderung, wie man sie sich nur erträumen kann.
„Es ist die erste Wanderung dieser Art, die ich anbiete“, sagt dazu die Weinbotschafterin. Dreißig Erwachsene und sieben Kinder sind der Einladung gefolgt – Ute Ackermann ist überrascht über diesen Zuspruch. Sie plant für die nächsten Monate weitere Wanderungen, mit anderen Weinbergen und anderen Winzern als Schwerpunkt. Der „Grafenberg“, so erläutert sie ihren überraschten Gästen, ist schon 280 Millionen Jahre alt. Als „Unteres Rotliegendes“ entstand der helle Sandstein einst, als sich Sande an Flussufern und in tropischen Seen ablagerten. Zwischen den Sandkörnern steckt der Kalk der Schneckenhäuser und Muschelschalen. Von diesen Böden stammen unkomplizierte Sommerweine, die leicht zu genießen sind, wie die Teilnehmer jetzt selbst probieren können.
Ute Ackermann hat auch zwei Kultur- und Weinbotschafterinnen aus Rheinhessen und eine von der Mosel eingeladen. Gisela Lagrand ist aus Veldenz gekommen, dem Stammsitz jener Grafschaft, an die einst das Sponheimer Erbe überging. Vom Wingertshäuschen aus kann sie den Turm der Burg Sponheim erkennen, den Stammsitz der Sponheimer Grafen: „Mir gefällt es hier. Ein bisschen hügelig, anders als bei uns an der Mosel. Am besten haben mir die alten Fachwerkhäuser und die Klosterkirche von Sponheim gefallen. Und ich habe es jetzt selbst erfahren: Guten Wein gibt es auch an der Nahe. Man muss nur mal über den eigenen Tellerrand hinwegschauen.“ Nach zweieinhalb Stunden und gut zehn Kilometern Marsch ist die Gruppe wieder zurück am Sponheimer Rathaus.
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