Von Steffen NagelWÖRRSTADT/MAINZ - Wahnsinn. Reiner Pühler verwendet dieses Wort oft, wenn er vom Tag der Deutschen Einheit in Mainz spricht. Hinzu kommen jede Menge Superlative und weitere plakative Begriffe. „Brutal gut, brutal anstrengend“, nennt der Öffentlichkeitsbeauftrage des Wörrstädter Liederkranzes den Dienstag in der Landeshauptstadt. Nicht umsonst, denn sein Gesangverein hat dabei eine nicht unwichtige Rolle gespielt, das Ensemble „Overcross“ sang bei der großen Abschlussfeier am Abend von einem Schiff auf dem Rhein aus die Nationalhymne. Für Pühler und seine Mitstreiter etwas ganz Außergewöhnliches, ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Aber eben auch „wahnsinnige Strapazen“.
Rückblick: Bereits am frühen Nachmittag trifft der Chor im Mainzer Schloss ein, mit dem Bus haben die Sänger zuvor drei Polizei-Schleusen passieren müssen, die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm hoch. Dennoch: Schickanen habe es überhaupt keine gegeben, sagt Reiner Pühler, das Personal sei sehr freundlich gewesen. So etwas müsse schließlich ja auch mal gesagt werden. Mit einem Shuttle-Boot geht es hinüber zur schwimmenden Bühne. Und ab dann heißt es: Proben für den großen Auftritt. Sieben oder acht Mal, selbst Reiner Pühler verliert irgendwann den Überblick, müssen die Sänger aus Wörrstadt raus zur Stellprobe.
Bummeln gilt nicht, es geht um jede Sekunde. Beim ersten Mal dauert die Aufstellung zwei Minuten und 50 Sekunden. Viel zu lange. „Bei der letzten Probe waren wir dann bei 1,25“, erzählt Pühler einen Tag später lachend. Dennoch lässt er über die akribische Vorbereitung kein schlechtes Wort fallen, im Gegenteil: „Perfekter geht es kaum.“
Für die Liederkranz-Mitglieder, die die Hymne gemeinsam mit dem Männerchor aus Weiler singen, heißt es danach: bereithalten und warten. Und dann ist es endlich so weit. In schwarzen, roten und goldenen Roben treten die Sänger auf die Bühne und schmettern das Deutschland-Lied mit aller Kraft. Am Ufer verfolgen Tausende den Auftritt, viele singen mit, nicht wenige haben die Hand auf die Brust gelegt. Gänsehaut-Atmosphäre. Ein paar Minuten sind es nur, dann haben die Wörrstädter ihr Werk vollbracht. Minuten, die für immer ihren Platz in den Vereinschroniken haben werden.
Den Rest des Abends können die Liederkranzler genießen. Auch Reiner Pühler nimmt jeden Eindruck in sich auf, staunt über die spektakuläre Wasser-Show („Sowas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen!“) und genießt das pompöse Abschlussfeuerwerk.
Hinterher ist er einmal mehr – wie schon nach dem Rheinland-Pfalz-Tag in Alzey 2016 – überzeugt: „Rheinland-Pfalz ist definitiv in der Lage zu feiern!“
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