Von Barbara MümpferSCHORNSHEIM - Wer sich vor einem halben Jahr den Garten rund um die evangelische Kirche angesehen hätte, würde ihn heute kaum noch wiedererkennen. Efeu, Haselnuss-Bäumchen und Winden, die die Bruchsteinmauer an der Grenze zu den Nachbargrundstücken überwuchert hatten, sind verschwunden. Löcher im 74 Meter langen Mauerwerk wurden aufgefüllt, Abdeckplatten repariert oder ersetzt. Noch ist einiges zu tun, aber das bisher Geschaffte kann sich bereits sehen lassen.
Das meint auch Pfarrer Kurt Rainer Klein, der den fleißigen Gärtnern und Maurern größtes Lob ausspricht. Es sind keine Firmenmitarbeiter, die hier an jedem Dienstag Steine schleppen und die Kelle schwingen, sondern freiwillige Helfer, Mitglieder der „Rentis“, wie sie sich selbst nennen. Die 13 Schornsheimer Männer im Rentenalter haben sich zusammengetan, um das Ortsbild zu verschönern. Vier von ihnen arbeiten seit Juni im Kirchengarten, die anderen haben zurzeit auf dem Friedhof alle Hände voll zu tun. Sie entfernen Efeu von Mauern, Grabsteinen und Bäumen, beseitigen oder schneiden Hecken und fegen Laub zusammen.
„Die Mauer und der Garten an der Kirche waren in einem schlimmen Zustand“, berichtet Peter Schindel, der nicht nur Mitglied der „Rentis“ sondern auch Kirchenvorstand ist. Die Idee, sich dort zu engagieren, kam aus der Mitte der fleißigen Helfer, die zuvor schon viele andere Grünflächen in der Gemeinde gepflegt und in Schuss gehalten hatten. Sie legen Wert auf die Feststellung, dass sie nicht die beiden Gemeindearbeiter ersetzen, sondern nur Arbeiten übernehmen, die nicht in deren Tätigkeitsbereich fallen.
Darauf verweisen auch Helmut Geil und Axel Hess, die die Einsätze der „Rentis“ koordinieren. Sie sind derzeit auf dem Friedhof beschäftigt, der mit seinen Rasenflächen, Büschen und hohen Bäume einem Park in nichts nachsteht. In den vergangenen Monaten haben sie Bänke repariert und gestrichen, eine Treppe mit Beton unterlegt und damit trittsicher gemacht sowie große Mengen Grünschnitt und Herbstlaub abgefahren. Hess, von Beruf Maschinenschlosser, baute eigenhändig ein Treppengeländer aus Metall und fertigt jetzt Rankgitter für Rosen an, die vor der Friedhofsmauer ihren Platz finden sollen.
Die Zusammensetzung der „Renti“-Gruppe ist bunt gemischt: „Wir haben Handwerker unter uns, aber auch Büroangestellte, und alle arbeiten wunderbar Hand in Hand“, sagt Peter Schindel. An der Kirchenmauer beispielsweise rackern sich neben ihm und dem Maurerpolier Georg Reinbold auch der Pilot Richard-Jürgen Ebling und der Versicherungsangestellte Jürgen Ebling ab. Das Alter der Mitstreiter reicht von 61 bis Anfang 70, und alle haben eins gemeinsam: Sie wollen sich einsetzen für ihren Heimatort und in ihrer Freizeit als Rentner etwas Sinnvolles tun.
Dass ihnen die Arbeit ausgeht, müssen sie nicht fürchten. Beim Rundgang auf dem Friedhof etwa zeigen Helmut Geil und Axel Hess auf die schönen alten Sandstein-Grabstelen, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts geschickte Steinmetze mit Ornamenten und Figuren versehen hatten. „Beim Reinigen haben wir entdeckt, dass etliche der Steine Risse haben“, erzählen sie. „Die werden wir als nächstes verspachteln, damit nicht noch größere Schäden entstehen.“
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