Von Stefanie WidmannALZEY-WEINHEIM - Die Vorfreude ist groß – und die Aufregung auch. An diesem Sonntag wird Laura Domes aus Alzey-Weinheim mit 19 Mitschülern der Berufsbildenden Schule 3 (Wirtschaft und Verwaltung) aus Mainz und Rheinhessen in ein Flugzeug steigen und für drei Wochen nach Großbritannien fliegen. Es ist das erste Mal, dass die 17-Jährige so auf sich selbst gestellt sein wird. Drei Wochen im Küstenort Bournemouth in einer Gastfamilie, drei Wochen englischen Arbeitsalltag erleben, drei Wochen fast nur in einer Sprache, die Laura zwar mag, die aber eben nicht ihre Muttersprache ist. Als erste Auszubildende der Alzeyer Stadtverwaltung überhaupt nimmt die junge Frau diese Chance wahr.
„Ich werde mit einer Mitschülerin bei einer Frau mit einer 15-jährigen Tochter und zwei Hunden leben. Sie schaut gerne Filme und liest.“ Das ist so ziemlich alles, was sie bisher über ihr temporäres Zuhause weiß. „Und ich werde ein Busticket bekommen, mit dem ich täglich zur Arbeit fahre“, erzählt Laura. Ihr Arbeitsplatz wird bei der British Heart Foundation sein. Dort würden zugunsten der Stiftung gebrauchte Möbel und Elektronik verkauft. Einmal die Woche gibt es zudem ein Evaluierungstreffen im Pub – eine Gelegenheit, mal wieder Deutsch zu sprechen. Und am ersten Tag geht es zunächst mal in eine Sprachschule.
Berufsschule stellt Weichen
Für Laura wird damit ein Traum wahr. Schon immer zog sie es in die Welt. Gerne wäre sie nach der Schule als Au-pair ins Ausland gegangen. Gerne hätte sie einmal eine Sprachreise gemacht, aber bisher sagten die Eltern: No! Lediglich mit einer kirchlichen Jugendgruppe war sie einmal ohne Eltern nach Berlin und nach Rom gereist.
Als Laura nach der zehnten Klasse einen Ausbildungsplatz suchte und sich nach einem Praktikum für die Verwaltung der Stadt Alzey entschied, hätte sie nicht gedacht, dass sich gerade hier ihr Traum erfüllen sollte. Jedes Jahr wird an der Berufsschule ein solcher Auslandsaufenthalt angeboten, allerdings mit wechselnden Zielen. Letztes Jahr war es Italien. „Aber Italienisch spreche ich nicht“, sagt Laura. Und außerdem war sie da erst 16 Jahre alt.
Fit in der Sprache
Und nun England: Sechs Jahre hat sie die Sprache in der Schule gelernt, bis heute schaut sie regelmäßig englische Videos und liest englische Romane. „Ich habe das telc-Zertifikat erworben“ sagt sie nicht ohne Stolz. Die europäischen Sprachzertifikate (telc = The European Language Certificates) gehören zu einem international anerkannten System von europäischen Sprachprüfungen. Ihre guten Sprachkenntnisse und ihre hohe Motivation dürften letztlich ausschlaggebend sein, dass sie nun als jüngste Teilnehmerin mit bei der Weiterbildung dabei sein wird.
Die BBS III bewirbt sich im Interesse ihrer Schüler bei „KulturLife“ und bekommt dann Praktikumsplätze zugeteilt. Dabei ist die Teilnahme eigentlich erst ab 18 Jahren vorgesehen.
Bürgermeister überzeugt
Als Laura Domes schließlich von der Berufsbildenden Schule die Zusage hatte, musste sie noch ihren Arbeitgeber überzeugen. „Meine Ausbildungsleiterin hat meinen Wunsch dem Bürgermeister vorgetragen“, berichtet sie. Und sie habe Christoph Burkhard auch direkt angeschrieben – und bekam prompt das Okay. Die drei Wochen werden ihr sogar als Bildungsurlaub gewährt und während der Zeit ihr Ausbildungsgehalt weiter gezahlt.
Die Vorfreude ist entsprechend immens. „Es gab schon ein Vorbereitungstreffen, bei dem ich auch das Mädchen getroffen habe, die mit mir bei derselben Familie wohnt“, berichtet sie. Am Wochenende will sich die Gruppe treffen und ein wenig das Land entdecken. „Wir kommen alle aus verschiedenen Wirtschafts- und Verwaltungsberufen, aber wir werden zusammen bestimmt einiges unternehmen“, freut sie sich.
Ausflüge nach London und nach Stonehenge etwa seien schon geplant. Und wenn es am 26. wieder gen Deutschland geht, wird Laura Domes gewiss um einige Sprachkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse reicher sein.
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